Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

— 776 — 
der Prinz mit seiner jungen Gemahlin und begleitet von deren 
Bruder zur See, da sich der Landweg wegen des gerade aus- 
gebrochenen französisch -italienisch-österreichischen Krieges nicht 
empfahl, über England nach Hause zurück. Am 26. Mai in 
Leipzig angekommen und noch am selben Tage in Moritzburg 
vom Königspaare und der übrigen königlichen Familie empfangen, 
hielt das neuvermählte Paar am 28. Mai seinen feierlichen Ein- 
zug in Dresden. 
Jedermann weiß, wie glücklich diese fast 25 Jahre währende 
Ehe sich gestaltet hat. Die Prinzessin, die durchaus das germanische 
Gepräge ihrer väterlichen Abstammung zeigte, lebte sich bei ihrer 
großen Jugend rasch in die deutschen und nordischen Verhältnisse 
ein. Für ihren Gatten war sie die stets besorgte und verständ- 
nisvolle deutsche Hausfrau, die, wennschon nicht selbst ausübend 
musikalisch, doch gern und aufmerksam seinen Studien auf dem 
Flügel oder den von ihm mit weicher Baritonstimme vorgetragenen 
Schubertschen Liedern lauschte, mit einer Handarbeit oder mit einer 
Malerei beschäftigt. Nur die kriegerischen Ereignisse trennten 
die Gatten 1866 und 1870/71. Aber während dieser Zeit blieben 
sie in engster brieflicher Verbindung, so daß die Prinzessin sich 
rühmen konnte, aus Frankreich nicht weniger als 207 Briefe 
vom Gatten erhalten zu haben. Wir wissen ja auch aus dem 
früher Mitgeteilten, daß die Prinzessin Anfang April nach Laon 
eilte und dort beim Prinzen bis zur Räumung des Landes blieb. 
In gleich hohem Grade zeigte die Prinzessin sich als gute 
und sorgende Mutter. Im Anfang lag natürlich die körperliche 
Pflege ihr am nächsten, die sie in ganz anderer Weise als manche 
andere vornehme Frau persönlich in die Hand nahm und besonders 
am Prinzen Albert zu betätigen hatte. Dann aber stand ihr als 
höchstes Ziel, entsprechend ihrer eigenen tiefreligiösen Über- 
zeugung, die religiöse Aus= und Durchbildung ihrer Kinder vor 
der Seele. „Ich sehe die Religion als den Grund jeder Erziehung 
an, und es ist mein Hauptbestreben, die Kinder nach dem Willen 
Gottes zu erziehen. Ich sehe es als meine heiligste Aufgabe an, 
mich soviel als möglich um die Erziehung meiner Kinder zu 
kümmern, und halte es für meine Pflicht, sie soviel als möglich
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.