Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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bei mir zu haben. So sind sie eigentlich in der freien Zeit, wenn 
ich es irgend kann, bei mir. Ich halte mich für die erste von 
Gott eingesetzte Erzieherin meiner Kinder.“ — Wer will ermessen, 
welchen Einfluß diese andauernd verwirklichte Gesinnung auf die 
letzten Entschließungen ihres Sohnes Max ausgeübt haben mag? 
Jedenfalls hatte sie die vollverdiente Freude, daß ihre Kinder zu 
gesunden und tüchtigen Menschen heranwuchsen. Freilich des 
jüngsten und des Sorgenkindes Albert Entwickelung konnte sie nicht 
bis zum vollen Erfolge gedeihen sehen. Wie schon mehrfach er- 
wähnt, entriß sie am 5. Febr. 1884 abends 10 ½ Uhr ein typhöses 
Fieber dem Gatten und den Kindern. Die hierdurch gerissene 
Lücke ist nicht wieder ausgefüllt worden und konnte nicht wieder 
ausgefüllt werden. Vielleicht mehr als billig zog sich der Prinz 
von allem gesellschaftlichen Leben zurück, soweit es nicht amtlich 
an ihn herantrat, und das von Künstlern und Gelehrten so gern 
aufgesuchte Palais in der Zinzendorfstraße vereinsamte. Ja sogar, 
als zu Ehren des 50 jährigen Militärjubiläums des Prinzen im 
Jahre 1896 dort eine Musikaufführung stattfinden sollte, lehnte 
dies der Prinz in der Erinnerung an frühere glücklichere Zeiten ab. 
Aus der Ehe des Prinzen Georg entsprossen die sechs Kinder, 
deren im Zusammenhange der bisherigen Erzählung schon mehr- 
fach gedacht wurde, vor allem die vier Söhne. Vorangegangen 
waren zwei frühverstorbene Mädchen, die am 19. Juni 1860 
geborene aber am 2. Mai 1861 den Eltern schon wieder entrissene 
Prinzessin Marie und die Prinzessin Elisabeth, geb. am 14. Febr. 
1862, gest. am 14. März 1863. Danach erblickte am 19. März 
1863 Prinzeß Mathilde das Licht der Welt, der vergönnt war, 
durch sorgsame Pflege die Tage des Vaters zu verlängern und 
seine Einsamkeit durch ihre Gesellschaft zu beleben. Täglich machte 
der König vor der um 5 Uhr stattfindenden Tafel mit ihr seinen 
eineinhalb- bis zweistündigen Spaziergang, und nach dem Abendtee 
spielte er gern mit ihr vierhändig Klavier. Dagegen wurde die 
zweite überlebende Tochter, Maria Josefa (geb. 31. Mai 1867) 
schon mit 19 Jahren, am 2. Okt. 1886, durch ihre Verheiratung 
mit dem am 21. April 1865 geborenen Erzherzog Otto von Öster- 
reich aus dem Vaterhause geführt. Sie war schon als Kind der
	        
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