— 778 —
Liebling nicht nur des elterlichen Hauses, sondern auch des Dres-
dener Publikums, und man begreift dies, wenn man ihre Jugend-
bildnisse zur Hand nimmt, vor allem das liebliche, das noch der
feinsinnige Maler des deutschen Familien= und Gemütslebens
Adrian Ludwig Richter gezeichnet hat. Aus diese Ehe, die der
Prinzessin manches Schwere auferlegte, wofür sie Trost und Hilfe
im väterlichen Hause suchte, gingen zwei Söhne hervor, Erzherzog
Karl, geb. 17. Aug. 1887, der zukünftige Träger der österreichischen
Kaiserkrone, und Erzherzog Maximilian, geb. 13. April 1895.
Erzherzog Otto aber verstarb nach längerem Hals= und Kehl-
kopfleiden zu Wien am 1. Nov. 1906. — Daß auch des Prinzen
Johann Georg Ehe mit Maria Isabella von Württemberg der
frühe Tod der Prinzessin trennte, wurde schon berührt. Nach länger
als zweijähriger Frist vermählte sich Prinz Johann Georg zum
zweiten Male mit Maria Immarulata, Prinzessin von Bourbon-
Sizilien, am 30. Okt. 1906 zu Cannes, wo die Familie der Prin-
zessin ihren ständigen Aufenthalt hat. Sie war am 30. Okt.
1874 zu Cannes geboren als Tochter des Grafen Alfons von
Caserta, der ein Sohn des am 22. Mai 1859 zu Caserta ver-
storbenen Königs Ferdinand II. von Sizilien und Halbbruder des
durch die Neugestaltung Italiens 1860 depossedierten Franz II.
ist, und der Prinzessin Maria von Bourbon-Sizilien.
Inwieweit die Lebensschicksale der Prinzen Max und
Albert, namentlich des ersteren, die Offentlichkeit in Anspruch
nahmen, wurde schon an früheren Stellen erörtert. Hier ist
nur nachzutragen, daß sich weder die Erwartungen, die man in
einem kleinen, aber maßgeblichen Kreise, noch aber auch die Be-
fürchtungen, die man in einem sehr großen Teile der protestanti-
schen Bevölkerung Sachsens betreffs des Einflusses des Priester-
Prinzen hegte, als berechtigt erwiesen. Gleich in den ersten Tagen
der Regierung König Georgs ging durch die Zeitungen die Nach-
richt, daß Prinz Max auf Wunsch des Königs im August dauern-
den Aufenthalt in Dresden nehmen und dann das apostolische
Vikariat übertragen erhalten werde. Diese Nachricht wurde am
25. Juni und den folgenden Tagen in den Tagesblättern auf
amtliche Veranlassung hin als irrig bezeichnet und erwies sich,