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licher Staatsminister dahin, daß er die der jetzigen Frau Toselli
bisher gezahlte Apanage von 30000 Mark jährlich auch weiterhin
bezahlen wolle, obwohl nunmehr nicht die geringste rechtliche Ver-
pflichtung vorlag.
Mit voller Absicht ist die Darstellung auf die Erlebnisse und
das ganze Verhalten der Gräfin Montignoso in der Zeit nach ihrer
Entfernung vom Dresdener Hofe und aus dem väterlichen Hause
bis zu ihrer schließlichen Niederlassung in Fiesole bei Florenz
nicht eingegangen; man hatte den immer wieder erneuten
peinlichen Eindruck hinzunehmen, als ob die Gräfin ein dringen-
des Bedürfnis habe, die Offentlichkeit zu beschäftigen, während der
unselige Bube Giron mittlerweile wie in einer Versenkung ver-
schwunden war. Nur das eine Ereignis war auch für den sächsi-
schen Hof und das sächsische Volk von schwerwiegender Bedeutung:
am 5. Mai 1903 gab die frühere Kronprinzessin zu Lindau einer
Tochter das Leben, die als noch in der Ehe gezeugt für das könig-
liche Haus in Anspruch genommen werden konnte und mußte.
Die Verhandlungen über die Überlassung dieser Anna Monika
Pia getauften Prinzessin an den Hof zu Dresden wurden durch
allerlei geschickte Winkelzüge der Mutter, die sich vorzüglich auf
die Ausnutzung der für den Dresdener Hof gebotenen Delikatesse
verstand, immer und immer wieder hinausgeschoben, bis auch hier
die erwähnte zweite Eheschließung der Gräfin Wandel schuf. In
der vorerwähnten Ministerratssitzung wurde nämlich zugleich be-
schlossen, die Prinzessin Monika Pia unverzüglich Herrn und Frau
Toselli abzunehmen und nach Dresden zu bringen. So ohne weiteres
gelang dies zwar nicht, aber schließlich sah das Ehepaar Toselli
wohl doch ein, daß die Prinzessin ein störendes Moment in seinem
jungen Glück bilden würde, und wohl dürfte auch die Weitergewäh-
rung der Apanage davon abhängig gemacht worden sein; kurz,
die Prinzessin wurde im Oktober 1907 ausgeliefert und zunächst
auf dem in Tirol belegenen Schlosse Pallaus in der Familie
des sächsischen Kammerherrn von Schönberg und dann in einer
Pension zu Gries untergebracht, worauf die Übersiedelung an den
Hof des Vaters erfolgte.
Kehren wir aber wieder zurück zu den Geschehnissen des