Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

— 82 — 
wiederum im Stiche gelassen, wenngleich sich diese nur mit einer 
Stimme Majorität gegen den Antrag der zweiten Kammer er- 
klärte. Die Mißstimmung im Lande angesichts einer solchen win- 
zigen Majorität war sehr berechtigt. 
Die Starrheit konservativster Überzeugung, die sich auf diesem 
eben erwähnten Landtage geltend machte, war die Folge des Aus- 
scheidens Lindenaus am Ende der Tagung von 1843. Lindenau 
sympathisierte keineswegs mit dem neueren und schnelleren Tempo 
im Landtage, aber andererseits war ihm, dem Vielerfahrenen und 
milde Denkenden noch viel widerwärtiger die egoistische Härte, 
welche die Ritterschaft neuerdings bei jeder Gelegenheit bewies. 
Er zog es deshalb vor, sich zur ruhigen Betreibung seiner früher 
schon geliebten astronomischen Studien nach seinem Rittergute 
Pohlhof bei Altenburg zurückzuziehen. Wie er als Minister zu- 
gunsten der Staatskasse stets auf sein Gehalt verzichtet hatte, 
so verfügte er jetzt über seine Pension zur Unterstützung für Künstler 
und zur Verbesserung gering bezahlter Prediger und Schullehrer 
im Königreich Sachsen und im Herzogtum Sachsen-Altenburg. 
Der edle und hochverdiente Mann starb am 21. Mai 1854 im 
fast vollendeten 75. Lebensjahre (geb. 11. Juni 1779 zu Alten- 
burg). — An seiner Statt übernahm von Könneritz die Leitung 
des Ministeriums, verbunden mit der der Justiz und des Aus- 
wärtigen, und drückte dem Ganzen den Stempel seiner hoch- 
konservativen Anschauung auf. 
Es bewies sich das bald auf zwei wichtigen Gebieten, auf 
dem der Kirche und dem der Presse. Seit dem Übertritte Augusts 
des Starken war das Mißtrauen gegen die vom Hofe genährte 
Unterstützung der katholischen Propaganda immer rege gewesen. 
Immer waren auch wieder Übergriffe der katholischen Geistlichkeit 
vorgekommen, und man konnte dabei bemerken, daß die leitenden 
Behörden mit zweierlei Maß maßen, indem sie solchen Über- 
griffen gegenüber eine große Nachsicht walten ließen, dagegen 
u. a. den Superintendenten von Penig maßregelten, weil er sich 
ungescheut über jene Fälle geäußert hatte, wie dies der Leipziger 
Superintendent Großmann in der Kammersitzung von 1843 an 
den Tag brachte. In derselben Session wurde von ihm und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.