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eine augenfällige rednerische Begabung aus, die er aber auch
öffentlich bei den Jahresfesten des von ihm 1840 begründeten
Leipziger Schillervereins zeigte. Als der Deutschkatholizismus
ins Leben trat, begründete er zu Leipzig eine solche Gemeinde
und spielte auch eine hervorragende Rolle auf dem am 22. März
1845 zu Leipzig abgehaltenen ersten deutschkatholischen Konzil.
Hier fixierte man ein Glaubensbekenntnis, das dem protestantischen
sehr ähnlich war; in der Liturgie blieb man unter Beseitigung
des äußeren Pompes der römischen Agende nahe, rücksichtlich der
Kirchenverfassung erklärte sich das Konzil für die Prsbyterial-
und Synodalverfassung, also für eine aus den Gemeinden selbst
vom Staate unabhängige Verwaltung. Doch nicht dieses Be-
kenntnis wurde von den deutschkatholischen Gemeinden beim Mi-
nisterium zur Bestätigung und Begutachtung eingereicht, sondern
ein nach Lehre und Verfassung erweitertes, vom August 1845,
dem gegenüber das Ministerium sich zuwartend verhielt, indem
es zwar der Gemeindebildung keine weiteren Schwierigkeiten in
den Weg legte, aber öffentlichen Gottesdienst und den Privat-
gottesdienst in Gemeindelokalen verbot und auch den Geistlichen,
da die Deutschkatholiken ja erst durch Landtagsentscheidung sich
die gesetzliche Anerkennung erwerben mußten, rechtsverbindliche
Amtshandlungen, wie z. B. Trauungen, untersagte; die Gemeinde-
mitglieder wurden hierfür an die protestantischen Pfarrer gewiesen.
Die rechtliche Stellung der Deutschkatholiken bildete demzufolge
einen Gegenstand der Verhandlungen des Landtags von 1845/46.
Die Regierung empfahl in ihrer Vorlage, die Sache als noch im
Flusse befindlich zu behandeln, was auch den Tatsachen entsprach,
und ein Interimistikum anzunehmen. Die zweite Kammer ver-
langte die Anerkennung als einer gleichberechtigten christlichen
Konfession, die erste Kammer trat mit einigen Einschränkungen
dem Regierungsantrage bei. Schließlich kam am 17. Juni 1846
nichts weiter heraus als eine Duldungsakte. Die fernere Ent-
wicklung des Deutschkatholizismus aber ging unter in den Stürmen
der Revolution von 1848/49.
Aber auch in der evangelischen Kirche hatte eine neue Be-
wegung eingesetzt. Daß ein frischeres Leben in ihr zu pulsieren