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hereinreichend. Die Steine wurden im Verband aufgemauert, so daß
die Fugen der unteren Reihe von den oberen Steinen entsprechend
gedeckt wurden. Besonders sorgfältig wurden Ecken und Vorsprünge
erbaut, und Quadersteine von Granit, Sandstein, Porphyrtuff u. s. w.
verwendet.
Zur Verstärkung der Vertheidigungs= wie der Widerstandskraft
wurden in die Linie der Mauer, und besonders an ihren Biegungen
Thürme eingeschaltet. Man unterscheidet Mauerthürme, Thorthürme
und Brückenthürme, letztere gewissermaßen als Vorwerke auf der dem
Feinde zugewendeten äußeren Seite des Grabens.
Die Mauerthürme waren in der Regel viereckig, nicht viel höher
als die Mauerkrone, jedoch zum großen Theile aus der Mauerfläche
vorspringend, so daß man durch ihre Schießscharten eine Seiten-
vertheidigung der Mauer erreichte. Dem Kernschusse der Armbrüste
entsprechend lagen sie 50 bis etwa 70 m von einander. Die Zu-
gänge der Thürme von der Mauer aus bestanden aus abnehmbaren
Holzbrücken oder Holztreppen. Die Thürme waren durchgehends mit
Ziegeldächern versehen. Zwischen je zwei Thürmen war die Mauer-
krone mit einer mannshohen Brustmauer mit Schießscharten ver-
sehen, welche abgeschrägt nach der Grabensohle ziehlten, und der auf
diese Weise gebildete Wehrgang mit einem Ziegeldache versehen,
das ebenfalls mit sogenannten Pfannen (##dförmig übergreifende
Ziegel) eingedeckt war. Nach der Stadtseite zu war der Wehrgang
offen, nur mit einem leichten Geländer versehen. Bei späteren Bauten,
wie z. B. bei der Ringmauer von Marienberg, versah man die be-
deutend schwüchere Mauer (nur 1½ m stark) auf der Stadtseite mit
Pfeilern, zwischen denen man Gewölbe spannte, so daß man eine
verhältnißmäßig sehr breite Mauerkrone und im Zusammenhange da-
mit einen sehr geräumigen, auch für die Aufstellung von Geschütz
geeigneten Wehrgang erhielt.
Der Zugang zu der Stadt wurde durch die Thore gebildet.
Die drei Hauptstädte im Erzgebirge haben vier Thore; sie liegen
alle drei an der Hauptstraße „aus dem Reich“ nach Schlesien und
Polen, an Punkten, wo dieselbe von einer anderen Straße gekreuzt
wird. Ein jedes Stadtthor war in der Regel in der Mitte zwischen
zwei Mauerthürmen in einem besonders starken und geräumigen
Thorthurm.
Die Thore lagen in der Regel nicht vollständig in der Achse
der Straße, sondern bildeten mit dieser einen kleinen Winkel, so däß
auch hier beim Schießen durch das Thor eine Längenbestreichung der
Straße verhindert war. Das Thor selbst hatte starke, massive
Seitenmauern, in welchen Nischen das Beiseitetreten gestatteten, wenn