Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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genommenheit, welche sich blos dadurch erklären läßt, daß er nur 
wenig vom Erzgebirge selbst gesehen hat. 
Wenn Berthold Sigismund sagt: „Eine eigentliche Touristen- 
„landschaft ist das Erzgebirge nun nicht.. . Es hat keine trotzigen, 
„imposanten Berge, keine Wolfsschluchten mit abenteuerlichen Felsen 
„und tosenden Wasserfällen .. überhaupt Wenig oder Nichts, bei 
„dessen Anblick der verwöhnte Tourist in Beifallsrufe ausbrechen 
„würde . . . . Die Thäler sind mehr traulich und gemüthlich, als groß 
„und wild . . .. Die nicht zahlreichen Thäler werden von den weiten 
„Bergjochen dem Auge verdeckt. . . . Das Erzgebirge erscheint wasser-— 
„arm . . Die Flüsse der Thäler entziehen sich dem Auge, die Bäche 
„der Hochfläche sind klein, statt der Seen nur einzelne künstlich an— 
„gelegte Teiche .. Die düstergrünen Nadelhölzer liegen zerstreut 
„Torfmoore in den flachen Mulden an Stelle der ehemaligen Seen.“ 
Fast jede Zeile ein Irrthum. Anders urtheilt er über die Um- 
gebungen von Eibenstock, welche er jedenfalls selbst besucht hat. „Hier 
„machen sich die Elemente, welche den größten Reiz des Erzgebirges 
„bilden, entschiedener geltend. Das sind die Thäler. In diesen sind 
„schön modellirte Terrainformen, reizende Windungen, sanfte Wellen- 
„linien unterbrochen von schroffen Abstürzen, reichlich vorhanden. 
„Rasch fließendes Wasser spielt oder ringt mit Felsblöcken; dunkles 
„Fichtengrün paart sich mit den mannigfachen Tinten von Wiesen 
„und Laubbäumen.“ 
Vor Allem darf man in einem Mittelgebirge keine Hochgebirgs- 
landschaften suchen. 
Die mannigfachen Mängel und Fehler von Berthold Sigismund's 
Lebensbildern sollten durch Elfried von Taura, Wander-) 
ungendurchdas Erzgebirge, Annaberg, Nonne, 1860 berichtigt 
und auf das entsprechende Maß zurückgeführt werden, das gelang 
jedoch bei der außerordentlich starken und schnellen Verbreitung des über- 
aus wohlfeilen Sigismund'schen Buches nur in sehr beschränktem Maaße. 
Das Wanderbuch von Elfried von Taura (August Peters, geb. 
1817 in Taura bei Burgstädt, gest. 1864, nach einem vielbewegten 
Leben") war ein recht guter, jetzt vollständig vergriffener Führer durch 
das sächsische Erzgebirge. Es mag von späteren Reiseschriftstellern 
vielfach benutzt worden sein. 
A. Weymann, Führer durch das böhmische Erzgebirge 2c., Karls- 
bad, Feller. (Ohne Jahrzahl). 
B. Berlet, Wegweiser durch das Sächsisch-Böhmische Erzgebirge. 
Sechste Auflage. Annaberg, H. Graser. 1889. 
*) Vergl. Glückauf (Jahrbuch) 1886. Leipzig, Pfau. S. 48 ff.
	        
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