Der Osten des Erzgebirges.
16. Das Thal der Gottleuba.
Der Osten des Erzgebirges ist reich an anmuthiger Landschaft,
interessanter und großartiger Scenerie, sowie zahlreichen Merk= und
Erinnerungszeichen an Ereignisse aus längstvergangenen, wie aus näher
liegenden Zeiten.
Die ungefähre, freilich nicht überall und besonders in dem
unteren Laufe nicht vollständig zutreffende Grenzlinie zwischen dem
Gneißgebiet und dem Gebiete des Quadersandsteines, bildet die Gott-
leuba und ihr östlicher Zufluß der Bahre= oder Loschenbach. Die
Quellen der Gottleuba liegen oberhalb des Mahlteiches bei Schönwald
in 690 m Meereshöhe. Hier kann man die interessante Erscheinung
beobachten, daß auf dem Wiesenplateau unterhalb des Mittelteiches
der Wasserlauf sich theilt und der nordwestlich gerichtete Arm als
Dorfbach durch Schönwald fließt, um sich am unteren Ende des
Dorfes mit dem Reinbache zu vereinigen, während der nördlich ge-
richtete Arm als Mordgrundbach bei Hellendorf mit dem Loschenbache
zusammenstößt und nun den Namen Bahrebach erhält.
Das Thal der Gottleuba trägt aller Wahrscheinlichkeit nach seinen
Namen als Bezeichnung eines Grenzbaches, und erhielt denselben
jedenfalls schon in der Zeit der Errichtung der Mark Meißen, da
der Name als eine aus dem Sorbenwendischen oder Slavischen und
dem Germanischen zusammengesetzte Form sich nicht unschwierig er-
klären läßt. Das slavische choda = der Grenzwächter, chotar
= das Gebiet, chotarim — grenzen, und das germanische, auf
hüringische Ansiedler hinweisende loiba, leuba = Wald, dürften die
Bezeichnung als Grenzwald und die Benennung des Wassers als
„Bach im Grenzwald“ im hohen Grade wahrscheinlich machen. Der
Name Bahre, von bara = Moor und Losche von louze = Sumpf
weisen auf gleichzeitigen Ursprung hin.