Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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29. Die rothe Weißeritz. Rabenau. Dippoldiswalde. 
Bei Hainsberg, in beinahe 185 m Meereshöhe, vereinigen sich 
rothe und wilde Weißeritz in einem landschaftlich mit allen Reizen 
ausgestatteten zweiten Thalkessel, welcher im Norden von der senkrecht 
ansteigenden Felsenwand der Taubenleithe, im Westen von dem 
terrassenförmigen Aufstieg des Somsdorfer Weinberges und des Stein- 
hübels, im Süden von dem langgestreckten Hange des Rabenauer 
Galgenberges, und im Osten von dem reichbewaldeten Thalrande längs 
des Vorholzbaches begrenzt wird. Vor Allem stellt sich der nach 
Osten gerichtete Abhang des Weinberges vor Somsdorf mit seinen 
prächtigen Baumgruppen, niedlichen Häuschen oberhalb der im Thale 
liegenden, sorgfältig gepflegten, mit prachtvollen Gehölzen umgebenen 
Villen von Heilsberg und Coßmannsdorf in vollster landschaftlicher 
Schönheit dar. 
Am Ende von Coßmannsdorf ist der „Eingang in den Rabe- 
nauer Grund“ mit einer Aufschrift bezeichnet. Man kann vom Bahn- 
hofe Hainsberg den nächsten Weg auf der Tharandter Chaussee bis 
Heilsberg und dann durch Coßmannsdorf wählen, oder auch mit 
einem kleinen Umwege durch Hainsberg gehen. Von Coßmannsdorf 
bis an die Rabenauer Großmühle wandert man bequem in einer 
Stunde, so daß man diesen, den prächtigsten Theil des Thales ganz 
gemächlich zu Fuß besuchen kann, wenn man um 12 Uhr 30 Min. 
in Hainsberg anlangt und mit dem 2 Uhr 26 Min. an der Rabe- 
nauer Mühle haltenden Zuge thalaufwärts fahren will. Das Thal 
der rothen Weißeritz, welche ihren Namen nach den in früherer Zeit 
an ihr befindlichen Zinnerzwäschen erhalten hat, steigt vom Eintritt 
in die eigentliche Thalspalte etwa 10 Minuten südlich von Coßmanns- 
dorf bis zur Sprechtritzmühle ziemlich scharf aufwärts, bildet unter- 
und oberhalb Dippoldiswalde eine wenig geneigte Fläche und hat erst 
vom Kipsdorfer Bahnhofe bis zur Schellermühle den schärfsten An- 
stieg. Weiter aufwärts verflacht es sich in den Sumpfflächen des 
Galgenteiches. 
Kurz nach dem Betreten der Thalschlucht führt der vortrefflich 
im Stande erhaltene Fußweg durch das „Nadelöhr“, einen kleinen, 
gekrümmten Felsendurchbruch durch die sogenannte Kanzel, und bleibt 
nun in der Nähe des sprung= und absatzweise, in kleinen, prächtigen 
Fällen, glitzernd und blitzend, rauschend dahin schießenden Wassers, 
bald einmal auf dem rechten, bald auf dem linken Thalufer. So 
schön die Eisenbahnfahrt durch den Rabenauer Grund auch ist, so ist 
der volle Genuß der zahlreichen herrlichen Landschaftsbilder mit ihrem
	        
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