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Stelle, begruben ihn nach tatarischer Sitte und errichteten ein Denk-
mal; eine steinerne, mit einem Turban bekrönte Pyramide, auf deren
Sockel an einer Seite die Inschrift, auf jeder der anderen Seiten
in blauem Felde ein goldener Stern, ein aufwärts gerichteter Pfeil
und ein halber Mond. Zeit und Unverstand zerstörten das Denkmal;
1779 ließen die Offiziere vom Königl. Preußischen Infanterie-Regiment
v. Saldern dasselbe, getreu nachgebildet, erneuern. (Merkel, Erd-
beschreibung von Kursachsen. 1804, II, 47.)
Die Stadt Dippoldiswalde, von welcher Rüger in seinen Bei-
trägen zur älteren Geschichte der Stadt eine sehr hübsche und charakteri-
stische Ansicht nach einem Oelgemälde von 1656 bringt, bildet ein
herzförmiges Oval, dessen frühere Befestigung noch heute erkennbar ist,
wenngleich nur noch ganz vereinzelte Reste derselben übrig sind. Die
Stadt hatte früher drei Thore, das Unterthor, das Oberthor und das
Böhmische Thor, aus welchem letzteren die alte Böhmische Straße
über Schmiedeberg, Bärenfels und Schellerhau und Altenberg und
durch die sogenannte lange Gasse nach Zinnwald führt. Die Stadt
wurde wahrscheinlich im 11., möglicherweise doch auch erst Anfang
des 12. Jahrhunderts gegründet. Rüger sagt: „Was die ganze
Sage (von Dippold dem Einsiedler) verdächtig macht, ist der von
Schmalz und Anderen erzählte Umstand, daß bis zu den Zeiten der
Reformation mehrere Einsiedler die Dippoldsklause bewohnt und
dort von einer Kanzel, dem Einsiedlersitze aus, welcher beiläufig für
Jedermann gerecht sein soll, gepredigt haben. Einer dieser späteren
Einsiedler hat sich durch seinen Hund in einem Korbe Lebensmittel
aus der Stadt holen lassen. Diesen, mit vielleicht mancherlei Un-
wesen verknüpften Waldgottesdiensten machte erst der Bischof Johann
von Maltitz durch Zerstörung der Dippoldsklause und der Barbara-
kapelle ein Ende. Es ist sehr wahrscheinlich, das diese späteren Ein-
siedler zu der Dippoldsage Anlaß gegeben haben und daß die Stadt
erst nach Gründung des Klosters Altenzelle und Beginn des Frei-
berger Bergbaues zu Ende des 12. Jahrhunderts durch Bergleute
entstanden ist.“ Allem Vermuthen nach erhielt die Stadt jedoch ihren
Namen von Dippold von Clomen, dem Besitzer der Gegend. Der
Bergbau veranlaßte ihre Gründung und zwischen 1363 und 1376
wurde die Stadt wahrscheinlich mit Mauern, Thürmen und Graben
befestigt. Urkundlich erscheint Dippoldiswalde erst 1266 in seinem
Streite mit Freiberg wegen des Bannrechtes, Bier sowie alle Berg-
baubedürfnisse nur in Freiberg kaufen zu dürfen.“)
Allem Anscheine nach ermöglichte die Ergiebigkeit der Berg-
*) Rüger, Beiträge zur älteren Geschichte von Dippoldiswalde.