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Ganze. Daher läßt sich über die Einzelnheiten der Burganlage nichts
sagen. Der im Südwest befindliche große viereckige Thurm, dessen
Ueberreste in der neuesten Zeit durch zweckentsprechende Ausbesserungen
vor dem gänzlichen Verfall bewahrt worden sind, war jedenfalls der
Bergfried und stammt der Anlage und dem Mauerwerk nach aus dem
12. Jahrhundert, zu welcher Zeit wir die Grenzburg als baulich
vollendet ansehen dürfen. Daß die Burg eine markgräfliche Grenz-
burg war, geht auch daraus hervor, daß keine anderen Besitzer von
Tharandt genannt werden, als die Meißner Markgrafen. Vor 1223
besaß es Markgraf Dietrich von Meißen. Er hinterließ Tharandt,
Groitzsch, Rochlitz und Neuenhof seiner Gemahlin Jutta als Leib-
gedinge. Hier ist der Name Tharandt aufgeführt. Ob die Burg nun
früher Granaten genannt worden, oder ob dies der Name des am
Juße der Burg entstehenden kleinen Ortes war, läßt sich nicht nach-
weisen: doch ist es nicht unwahrscheinlich, daß der Name Tharandt
von dem slavischen dar-räna, die Morgengabe, herzuleiten sein möchte;
Granaten dagegen weist eher auf chrana = der Zufluchtsort hin.
Als Markgräfin Jutta sich ohne Vorwissen ihres Bruders, des Land-
grafen Ludwig von Thüringen, mit dem Grafen Poppo von Henne-
berg vermählte, fiel dieser in die Meißner Lande ein und eroberte
am Tage vor dem Osterfest 1223 das feste Schloß Tharandt. Nach
Jutta kam Heinrich der Erlauchte in den Besitz. Zahlreiche in den
Jahren 1242 bis 1279 auf Schloß Tharandt ausgestellte Urkunden
bezeugen seinen Aufenthalt in dem einsam in dem Waldthale gelegenen,
nur von der Nordseite her überhaupt zugänglichen Schlosse. Nach
seinem Tode kam es an Friedrich den Kleinen von Dresden, welcher
seinen ganzen Besitz an Wenzel, König von Böhmen, abtreten wollte.
1316 aber fiel Friedrich's des Kleinen Besitz an den Markgrafen
Friedrich den Gebissenen von Meißen und 1344 wurde „das Haus
zu dem Tarante“ zum Leibgedinge von des Kaisers Tochter bestimmt,
die einen von den Söhnen des Markgrafen Friedrich des Ernsthaften
heirathen sollte. Im Naumburger Hauptreceß, 1410, erhielt Friedrich
der Jüngere die „Veste Tarant“ (was beweist, daß das Städtchen
damals noch nicht gestanden hat); in der Erbtheilung zu Altenburg,
1445, kam die Markgrafschaft Meißen, und mit ihr Tharandt, an
den Kurfürsten Friedrich den Sanftmüthigen.
In den Jahren 1499 bis 1510 lebte die Wittwe Herzog
Albrecht's, Zedena (Sidonie), Tochter Podiebrad's von Böhmen, auf
der Burg Tharandt, welche auch sie zum Leibgedinge erhalten hatte.
Nach ihrem Tode wurde dieselbe nicht mehr bewohnt. 1559 erhielt
der Oberförster Frisch Befehl, die Burg zu bewohnen, damit sie
nicht ganz leer stehe; aber seit 1568, wo dieselbe durch Blitzschlag