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dem geländerförmig verzierten Gebälk der Unterbau dachförmig ab—
geschrägt zurücktritt, um mit einer von zehn messingenen gegossenen
Greifen getragenen sarkophagartig geformten Platte von schwarzem
Marmor zu schließen. Auch diese Platte ist mit Wappenschilden,
Engels= und Genienfiguren reich geschmückt. Auf ihr erhebt sich ein
Crucifix, vor welchem die Porträtfigur des Kurfürst Moritz, aus
weißem Marmor, betend und knieend in Lebensgröße dargestellt ist,
das messingene Kurschwert in der Hand, Helm, Handschuhe, Streit-
hammer und Pistole neben sich.
Leider giebt es keinen Standpunkt, um einen vollständig be-
friedigenden Anblick dieses kostbaren Denkmales zu gewinnen.
Seitwärts des Monuments, hoch an der Wand, steht die Rüstung
des Kurfürsten, in welcher er bei Sievershausen, am 9. Juli 1553,
tödtlich verwundet wurde. Die eiserne, schwarzgefärbte, schmucklose
Rüstung ist auffallend leicht. Panzerstecher und Dolch sind von vor-
trefflicher Arbeit, die Gefäße in geschnittenem Eisen, Gurt und Scheiden
von Sammt und mit Silber verziert.
Der eigentliche Chor, zu dessen Umbau Kurfürst August schon
1555 Pläne anfertigen ließ, ist durch den Architekt und Bildhauer
Nosseni unter Mitwirkung des Baumeisters Hans Irmisch, des Zeug-
meisters Paul Puchner und des Oberhauptmanns Heinrich v. Schön-
berg zur Fürstengruft in seiner gegenwärtigen Gestalt umgebaut
worden.
Bis zum Tode Herzog Georg des Bärtigen (1539) war der
Meißner Dom Grabstätte der sächsischen Fürsten Albertinischer Linie.
Von 1541 bis 1694 sind Herzog Heinrich der Fromme und die
Kurfürsten Moritz, August, Christian I. und II., Johann Georg I.,
II., III. und IV. mit ihren Gemahlinnen und Kindern in Freiberg
beigesetzt.
Die kurfürstliche Begräbnißkapelle wurde erst 1594 vollendet.
Nosseni ist zwar der Erfinder und Leiter des Umbaues, aber Frei-
berger Steinmetzen (Michael und Jonas Grünberger), Zöblitzer
Steindrechsler, Freiberger und Dresdner Maler sind hervorragend
an demselben betheiligt gewesen. Die Statuen und sämmtliches
Figurenwerk hat der Florentiner Erzgießer Carlo de Cesare, ein
Schüler von Giovanni da Bologna, in Freiberg modellirt und ge-
gossen. Nur die Statue Johann Georg's I. ist von dem Venetianer
Pietro Boselli gefertigt. Marmor, Alabaster und Serpentin stammen
aus den Brüchen von Schwarzenberg, Grüna, Wildenfels, Crotten-
dorf und Zöblitz.
Auf einem hohen Sockel von schwarzem Marmor, aus dem
die Säulenfüße von rothgrauem Marmor vorspringen, und einem