Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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gehende war, wie jetzt, einen großen Theil der Berg= und Hütten- 
leute frühzeitig hin. Ein großer Theil welkte im 40. Lebensjahre 
hin und nur wenige erreichten ein höheres Alter. An den Hohöfen 
wurden viele Arbeiter mit der Zeit blind; in den Gifthütten und 
Blaufarbenwerken gingen sie schnell zu Grunde, und nur in den 
Silber= und Zinnhütten und in den Eisenhütten erreichten die Arbeiter 
ein höheres Lebensalter. 
Eine tiefempfundene Darstellung des Bergmannslebens in seinem 
ganzen Umfange giebt der bekannte Bergmannsgruß (Einleitung, 
Kindergesang, Steigerarie, Männerchor, Grubenlied, Silberblick, Letzte 
Fahrt).) 
Der Bergmann hat sich im Laufe der Jahrhunderte seine eigene 
in hohem Maße einfache und bezeichnende Berufssprache ge- 
bildet. Bei treuem Festhalten am überlieferten Alten besitzt sie eine 
Frische, Anschaulichkeit und Knappheit, besonders in allen Zusammen- 
setzungen, welche ein beredtes Zeugniß für ihre Lebenskraft giebt.) 
37. Der Silber-Bergbau. 
Mit dem Fündigwerden der Silbererze traten die Meißner 
Markgrafen in eine Machtstellung, welche bei der Errichtung der 
Grenzmarken nicht geahnt worden war. 
Fehlt es auch nicht an Uebertreibungen, welche im Gewande der 
Sage Jahrhunderte lang sich erhalten haben; so war doch unzweifel- 
haft die Ergiebigkeit des Bergbaues eine der Hauptstützen der 
wachsenden Macht der Meißner Markgrafen. 
Allerdings giebt es für die ersten Jahrhunderte des Bergbau- 
betriebes keine nur einigermaßen sichere Unterlage, um die Größe der 
Ausbeute zu beurtheilen, und schon hierin liegt es, daß man die 
Ausbringer der früheren Zeiten immer als außerordentlich groß be- 
zeichnet. Gewiß wurden in vielen Fällen ungewöhnliche Schätze ge- 
hoben; man würde aber fehl gehen, wollte man das allgemeine und 
durchschnittliche Ausbringen der Gruben auf diese Höhe setzen. 
Die Unzulänglichkeit der technischen Hülfsmittel, die mangelhafte 
Förderung und Wasserhaltung, der auf Schlägelarbeit und Feuersetzen 
— 
  
*) Der Bergmannsgruß „Glück auf!“ Gedicht von Moritz Döring. 
Musik von August Ferdinand Anacker. Freiberg, Gerlach. 
*“) M. F. Gätzschmann, Professor, Sammlung bergmännischer Aus- 
drücke. 2. Aufl. Freiberg, Craz & Gerlach. 1881. - 
»Dr.J.Poeschel,EinBerufohneFremdwöxter.LeipzigerZeitung. 
Wissenschaftl. Beilage 1885, Nr. 45.
	        
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