Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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hältnisse großartig angelegte Amalgamirwerk gegründet. Prof. 
Gellert und Berghauptmann v. Charpentier hatten dessen Erbauung 
durchgesetzt. Es brannte zwar 1792 nieder, wurde aber mit drei 
großen dreistöckigen Gebäuden schleunigst wieder aufgebaut. Die Ar- 
beiten umfaßten Beschicken, Rösten, Sieben und Mahlen der Erze, 
Amalgamiren (das Erz wurde unter Zusatz von Wasser und etwas 
Eisen mit 50% Qruecksilber in 18 Stunden lang in drehender Be- 
wegung erhaltenen Fässern „angequickt“), Filtriren, Ausglühen des 
Quecksilbers, Verwaschen des Rückstandes. Man gewann bei einer 
Verarbeitung von jährlich 70000 Ctr. Erz 39 000 Mark kupfer- 
haltig Raffinatsilber.“) 
Bis 1857 war das Halsbrückner Amalgamirwerk im Betrieb. 
Hier errichtete Professor Lampadius, welcher schon 1811 an 
seinem Hause in Freiberg eine Laterne mit Leuchtgas (Thermolampe) 
brennen ließ, 1815 die erste Leuchtgasanstalt. 
Bei allen drei Hütten waren Versuche gemacht worden, das 
Holz durch mineralische Brennstoffe zu ersetzen. Die ersten Versuche, 
Steinkohlen zu brennen, reichen bis 1635 zurück; im Jahre 1820 
wurden schon 20 000 Ctr. Steinkohlen verbraucht. Größere Schwierig- 
keiten machte die Einführung der Cokes, da die alten Balgenkünste 
und Kastengebläse durch gußeißerne Cylindergebläse ersetzt werden 
mußten. Aber schon 1823 waren die Holzkohlen fast vollständig 
verdrängt. 
Im Jahre 1845 begann die Einführung der englischen Schmelz- 
Flammöfen und der Doppelschachtöfen, welche durch Ersparniß an 
Brennmaterial und Verlängerung der Schmelzcampagne das Schmelz- 
wesen bedeutend veränderten. Seit 1852 wurden sie vorwiegend 
benutzt und verschmolzen hauptsächlich arme Erze. Daher stieg die 
Erzlieferung zwischen 1845 und 1865 von 200 auf 520 Tausend Ctr. 
Bei diesen ungeheuren Erzmengen, welche jährlich verschmolzen 
wurden, strömte der größte Theil des in denselben enthaltenen Schwefels 
und Zinks durch die Essen mit aus und der Hüttenrauch erstreckte 
seinen schädlichen Einfluß in ganz auffallender Weise stärker und 
weiter denn vorher. Entschädigunsansprüche steigerten sich. Bald 
war man genähtigt, Versuche in großem Maßstabe dahin zu richten, 
ser schwefelige Säure unschädlich zu machen und den Flugstaub zu 
angen. 
Um die Wirkung der schwefeligen Säure zu beseitigen, errichtete 
man 1857 die Schwefelsäurefabrik, welche gegenwärtig in 7 Blei- 
*) Toussaint v. Charpentier, Amalgamirwerk Hatsbrücke Leipzig, 1802. 
Amalgamirwerk Halsbrücke. Saxonia. Bd. 1. S. 31 ff. 
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