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besonders von ihr ins Auge gefaßt. Seit 1568 übernahm „Mutter
Anna“ die Oberaufsicht über die Viehzucht, die Milchwirthschaft, das
Gesindewesen der Kammergüter, für deren Verpachtung der Kurfürst
die Contracte mit den genauesten Vorschriften selbst entworfen hatte.
Auch die Fischereien und die Weinberge gehörten in das Ressort der
Kurfürstin. Auf dem Vorwerk Ostra bei Dresden gründete sie eine
Musterwirthschaft, um von da aus richtigere Grundsätze über die
Bewirthschaftung von Landgütern zu verbreiten.
Einzelne Vorwerke wurden zerschlagen und an Bauernfamilien
in Erbpacht gegeben, große Strecken uncultivirtes Land unter den
Pflug genommen und so die Güter „aus rauher Wurzel“ gegründet.
Die auf Widerruf besessenen Laßgüter verwandelte der Kurfürst in
erbliches Eigenthum.
Mit großer Energie verfolgte aber der Kurfürst auch gleich-
zeitig den Plan, seine Macht zu vergrößern. Er erwarb die Graf-
schaft Mansfeld, das Vogtland, die großen Besitzungen der Herren
von Berbisdorf, einen Theil der niederen Grasschaft Hartenstein 2c.,
führte bei den großen Waldungen eine geordnete Forstwirthschaft
ein und erließ die „Holzordnung“ von 1560, an welche sich
die 1697 erlassene „Forstordnung“" iddeell anschließt, welche
beide ihre heilsamen Wirkungen bis in die Gegenwart erstrecken.
In Verbindung mit dem sich infolge des kurfürstlichen Beispieles
in großer Schnelligkeit und Energie hebenden Landbau brachte die
Entwickelung von Gewerbe und Verkehr einen steigenden Wohlstand
mit sich, der durch die Niederlassung von etwa 20 000 Einwanderern
noch gehoben wurde. Die Bevölkerung stieg bis gegen 1 ½ Million.
Der wohlgefüllte Schatz, die Kraft des Landes, die geordnete Ver-
waltung gaben Kurfürst August eine Stellung, wie Sachsen sie lange
Zeit vorher und lange Zeit nachher nicht wieder gehabt hat.
52. Sschopau. Scharfenstein. Wolkenstein.
Die Zschopau durchströmt in der Preßnitz von Christophhammer
bis zum Einfluß derselben bei Wolkenstein und von da bis zu ihrer
Vereinigung mit der Flöha eine Thalspalte, in welcher sich „allent-
halben romantische Wildheit mit reizender Anmuth und Milde paart
und einen reichen Wechsel malerischer Ansichten entfaltet". Der Thal-
weg erscheint als eine bei der Erhebung des Gebirges weit aufge-
rissene Spalte, „die sich in gedrängter Schlangenwindung durch die
Grundfesten des Gebirges hinabzieht, als ein Felsengerinne, zu beiden
Seiten von schwarzem Tannenwald verhüllt.. Selten leuchtet das
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