Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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Redewendung „nach Adam Rieses Rechenbuche“ ihren Ausdruck 
findet. — Ueber zweihundert Jahre lang ist man den in den vier 
Ausgaben des Großen und Kleinen Rechenbuches niedergelegten An- 
weisungen gefolgt, bis im 18. Jahrhundert (1720) neuere Lehr- 
meister und Lehrsätze sie verdrängten. Seit 1528 Receßschreiber, 
seit 1530 Gegenschreiber auf Sct. Annaberg, gab er 1550 mit Unter- 
stützung durch Kurfürst Moritz das große Rechenbuch „Die Praktika“" 
heraus. Die „Coss“, sein Manuskript über Algebra, nach dem 
Italienischen Regola della Cosa also benannt, ist nur handschriftlich 
in der Bibliothek der Stadtkirche von Marienberg vorhanden. Er 
starb 1559. Das von ihm 1539 erkaufte Bauerngut, welches 1641 
von den Schweden niedergebrannt wurde, wird heute noch „die Riesen- 
burg“ genannt?p. 
Die lateinische Stadtschule von Annaberg war 1498 gegründet 
und bestand unter dem Namen eines Lyceums bis 1835, in welchem 
Jahre das Schulgesetz die Unterrichtsverhältnisse von ganz Sachsen 
neu ordnete. Das Lyceum wurde in ein Gymnasium umgewandelt, 
um 1842 zu einem Lehrerseminar eingerichtet zu werden; 1843 wurde 
die Realschule errichtet. 
Mit dem Niedergange des Bergbaues vollzog sich allmälig die 
Verwandlung der Stadt in eine Industrie= und Handelsstadt. 
Unter den 14000 Bewohnern derselben zählt man gegenwärtig 
469 Posamentirer, darunter 215 Innungsmeister, ferner 61 Posa- 
menten-Faktore und Verleger, 114 Posamenten- und Spitzen-Fabri- 
kanten und Handlungen, 12 Posamentenhändler, 18 Schnurenfabri- 
kanten, 17 Knopffabrikanten, 11 Chenillefabrikanten, 11 Seidenwickle- 
rinnen, 8 Perlgeschäfte, 8 Klöpplerinnen, 3 Gold= und Silberdraht- 
gespinnstfabriken, und 41 Buchbinder= und Cartonnagefabrikanten 
u. s. w. 
Zwei Kilometer thalaufwärts liegt auf dem linken Ufer der 
Sehma die Stadt Buchholz am Fuße des Schottenberges. Südlich 
von demselben befanden sich Zinnseifenwerke, nach denen der Seifen- 
wald seinen Namen führt. Zahlreiche Löcher und Erhöhungen, Halden- 
reste und ehemalige Seifengraben bekunden heute noch die Thätigkeit 
der ersten Ansiedler. Bergleute aus Geyer, Ehrenfriedersdorf, Frei- 
berg und Schneeberg begründeten den Ort vor 1496 auf kurfürst- 
lichem (ernestinischem) Gebiete, während Annaberg auf herzoglich säch- 
sischem (albertinischem) Gebiete errichtet worden war. Durch die 
*) Programm der Realschule von Annaberg, 1855. Ueber Adam Riese, 
vn Professor Bruno Berlet, 1860. Die Coss von Adam Riese, von dem- 
elben.
	        
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