Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

– 473 — 
Waldenburg, wo er die Mulde überschritt, nach Callenberg, Ober- 
Lungwitz, Erlbach, Stollberg, um über Zwönitz die Schwarzenberger 
Grenze zu erreichen und durch die obere Grafschaft Hartenstein nach 
Böhmen zu gelangen. Bei einem scharfen Ritte konnte er nach etwa 
10 Stunden, abgesehen von etwaigem Aufenthalte, die Gegend von 
Zwönitz erreichen. Aber die ersten Verfolger waren ihm bald nahe; 
das Sturmläuten verbreitete mit Riesenschnelle die Nachricht von der 
außerordentlichen That und rief von allen Seiten Verfolger herbei. 
Kunz hatte zweifelsohne schon vor 10 Uhr Vormittags Wider- 
stand mit der Waffe in der Hand zu beseitigen. 
Ueber den Punkt, wo er und seine Genossen sich theilten, lassen 
sich nur Vermuthungen aufstellen. Wahrscheinlich kurz hinter Stoll- 
berg. Hier, wo eine alte Straße über Oberndorf und Beutha nach 
der Eisenbrücke bei Kloster Zell-Maria an der Mulde, etwa 
20 Minuten von der Prinzenhöhle vorüberführend, sich von einem 
anderen alten Straßenzuge trennt, der durch Kühnheide über den 
Fürstenberg und den Graul nach der böhmischen Straße geht, ließ er 
wahrscheinlich den größten Theil seiner Begleiter zurück, um die Ver- 
folger aufzuhalten. 
Nachdem Kunz Grünhain umgangen hatte, kamen im Walde die 
Verfolger „Cuntzen an und unsern lieben Sohn Herzog Albrecht, den 
er selb Dritte bei ihm hatte im Walde bei dem Kloster Grünhain, 
und brachten unsern Sohn von ihm zu unsern Handen". Die Alten- 
zellaer Chronik (von 1513) sagt: „ein armmann kam und vermerkte, 
daß er den jungen Herrn gefangen führte, der lief zurück und offen- 
barte es dem Abt zu Grünhain und andern mehr, die da nachfolgten, 
also daß er mit dem Fürsten gefangen ward“. Am 8. Juli, angeb- 
lich Mittags, war Kunz nicht weiter als eine halbe Stunde Wegs 
von der böhmischen Grenze entfernt, mitten im Walde, allem An- 
scheine nach sicher, trotz des von allen Seiten schallenden Sturm- 
geläutes, so daß er die Bitte des Prinzen Albrecht um etwas Nah- 
rung und Trank gewährte. In der nächsten Köhlerhütte ließ er 
etwas Brod und Bier geben. Hier mag das Auffallende der Er- 
scheinung, das Sturmläuten, das vornehme Aussehen des Knaben, 
vielleicht dessen Bitte um Befreiung Veranlassung zu einem Wort- 
wechsel und zu Thätlichkeiten gegeben haben, bei welchen das Bellen 
des Köhlerhundes und das Nothzeichen der Frau schnell Köhler und 
Holzhauer herbeirief, so daß Kunz der Uebermacht unterlag und trotz 
verzweifelter Gegenwehr gefangen genommen wurde. „Den jungen 
Herrn“, so wie den gefangenen Ritter, seinen Knappen und zwei 
Knechte lieferte man an den Abt von Grünhain, welcher die Ge- 
fangenen Tags darauf unter starker Bedeckung nach Zwickau bringen ließ.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.