Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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das Musterschutzgesetz, sowie direkt und indirekt die Königl. Kunst- 
gewerbeschule in Dresden ausübt. 
Als Hülfsgewerbe der Textilindustrie haben sich in der Stadt 
besonders Färberei und Appretur einerseits und der Maschinenbau 
andererseits entwickelt. Letzterer beschäftigt im Ganzen nur einen 
kleinen Bruchtheil der deutschen Maschinenbauarbeiter, 1882 nur etwa 
4 Procent, ansehnlich weniger als allein die deutschen Nähmaschinen- 
fabriken, aber vielleicht ein Viertel aller im Bau von Spinnerei= und 
Webereimaschinen Thätigen. Auf dem Gebiete der Textilindustrie hat 
der Chemnitzer Maschinenbau auch die meisten Originalconstructionen 
geliefert. Die Zahl der Maschinenbauarbeiter in Chemnitz betrug 
1871 gegen 7000, sank 1878 auf gegen 5000, hat sich aber seit- 
dem ziemlich stetig wieder gehoben, bis auf 10 500 Mitte dieses 
Jahres. Der jährliche Productionswerth, der 1877 schwerlich 
15 Mill. Mark betrug, ist für 1887 auf etwa 22, und für jetzt auf 
etwa 27 Mill. Mark zu veranschlagen. 
Die Entwickelung der Stadt Chemnitz ist in besonderem Maaße 
den durch das Deutsche Reich geschaffenen politischen Verhältnissen zu 
danken. 
64. Die Spinnerei. 
Die Leinenindustrie, der älteste bekannte Industriezweig der Stadt, 
besteht bereits im 11. Jahrhundert. Schon 1048 wird ein Chem- 
nitzer Bleichamt erwähnt. Daß die Garnbleichen bei der Stadt Chemnitz 
„in guter Verfassung“ und die Markgrafen Friedrich und Balthasar 
Theilhaber an denselben sind, bestätigt eine Urkunde von 1358. Im 
Jahre 1405 gab es nur eine, aber sehr bedeutende und umfangreiche 
Bleiche, welche aus drei Antheilen bestand, von denen ein jeder 150 
Schock Groschen kostete. Der Landesherr erhielt von der Bileicherei, 
ganz wie vom Bergbau, den Zehnten; die Bleicherei selbst wurde vom 
Bleichgericht überwacht, das jedes gebleichte Stück mit dem Siegel 
der „Bleichgewerken in Chemnitz“ versah. Kurfürst Friedrich der 
Sanftmüthige untersagte die Ausfuhr von rohen Garnen, um die 
Chemnitzer Bleicherei zu heben, und die späteren Landesherren bestä- 
tigten und erweiterten die Bleichprivilegien. Im Jahre 1817 gab 
es außer den vielen Bleichen, welche zu den Kattunfabriken gehörten, 
und den anderen, vorzüglich der Strumpfwaarenfabrikation dienenden 
Bleichen auf den nächstliegenden Dörfern in Chemnitz sieben große 
Communalbleichen und vier große Privatbleichen. Jede Bleiche hatte 
ein großes Trockenhaus, oder auch einen Trockenthurm aus Latten- 
werk. Aber schon um 1800 fing man auf einigen Fabriken mit der 
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