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mäßigkeit der einzelnen Artikel fast so weit geht, daß fast jeder
Strumpfwirker einen anderen Artikel oder mindestens eine andere
Qualität desselben Artikels arbeitet. Es gruppiren sich hierdurch ge—
wisse Districte, in denen die Fabrikation von Strümpfen und Socken,
die verschiedenen Arten von Jacken und Handschuhen, der regulären
und der geschnittenen und der genähten Waaren vorwalten. Man
konnte den Umfang der sächsischen Strumpfwirkerei um 1860 auf
etwa 300 Rundstühle nach englischem und französischem System und
etwa 25 000 Handstühle veranschlagen, auf welchen eine Menge von
fast 35.000 Menschen Beschäftigung fand und Waaren im Werthe
von beinahe 10 Millionen Mark herstellte. Die Zahl der Handstühle
wird sich annähernd gleich geblieben sein; dagegen hat sich die Zahl
der Rundstühle mit 4 bis 6 Köpfen, der Rundstühle mit großem,
weitem, sackähnlichem Product für geschnittene Waare, der mechani-
schen Wirkstühle nach verschiedenen Systemen, der Strickmaschinen-
stühle, mechanischen drehbaren Wirkstühle, der Kettenstühle und der
verschiedenen Stuhlgattungen für Anfertigung einzelner Theile der
herzustellenden Wirkwaaren u. s. w. bedeutend vermehrt, daß man sie
kaum unter 5000 veranschlagen darf. Den Umfang der Wirkwaaren-
industrie, welcher selbst in der neuesten Zeit ein sehr bedeutender ge-
blieben ist, schätzte man 1886 auf 50 Millionen Mark.
Der 1589 wahrscheinlich von Lee in Cambridge erfundene
Strumpfwirkerstuhl, an sich schon eine höchst complicirte Maschine,
hat allmälig eine große Reihe von Abänderungen und Verbesserungen
durchgemacht, so daß nur noch die allgemeinen Constructionsgrund-
züge der alten Handstühle an den neuen mechanischen Stühlen zu er-
kennen sind. In Deutschland war der Stützen= oder Stelzenstuhl der
gebräuchlichste Strumpfwirkerstuhl. Er besteht aus dem Stuhlgerüste
mit dem Rechen, den Lagerplatten mit den Crochirhaken und wird
nach der Feinheit der Nadeln in Zweinadelstühle und Dreinadelstühle
eingetheilt, jede Gattung nach der Stärke der Nadeln wieder in acht
Nummern. Doavid Esche, ein Strumpfwirker, welcher in der Seiden-
strumpf= und Handschuhfabrik eines Franzosen in Dresden einen
französischen Strumpfstuhl gesehen hatte, baute denselben aus dem
Gedächtniß nach, und errichtete eine Strumpffabrik in Limbach. 1764
waren daselbst schon 80 Meister beschäftigt (Schumann, V, 730).
Das Geschäft, welches David Esche gründete, seit 1777 Johann
Samuel Esche, seit 1836 Moritz Samuel Esche, siedelte 1870 nach
Chemnitz über, wo die wesentlich vergrößerte Fabrik über 800 Per-
sonen innerhalb der Fabrik, gegen 2500 Personen außerhalb derselben
beschäftigt.
Eine andere Quelle sagt, daß 1728 schon die Strumpfwirkerei