Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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beide Sandstein- und lichter Ziegelrohbau in sauberer italienischer 
Renaissance, zu nennen. 
Der 1477 angelegte Schwanenteich wird von hübschen Pro— 
menaden umgeben. 
Die in und um Zwickau ausgebreitete Industrie umfaßt fünf 
chemische Fabriken, darunter die großen Etablissements von Devrient 
und von Fickentscher, die umfangreiche Porzellanfabrik von Christian 
Fischer, sowie noch zwei andere, die Glashüttenwerke von G. Wagner, 
zehn Maschinenfabriken, Metall- und Eisengießereien, zehn Kessel— 
schmieden, eine Metall- und Blechwaarenfabrik (doppelt verzinnte 
Stahlblechlöffel), eine Draht- und Hanfseilfabrik, zwei Vigogne- und 
Streichgarnspinnereien, zwei Kammgarnspinnereien (von Petrikowski in 
Schedewitz und Dietel in Wilkau), vier mechanische Webereien und 
Färbereien, mehrere Dampf- und Mahlmühlen, fünf Dampfschneide— 
mühlen, eine Thonwaarenfabrik, achtzehn Dampfziegeleien u. s. w., 
ungerechnet zahlreiche kleinere Betriebe aller Art. 
69. Der Rohlenbergbau. 
Die Steinkohlengewinnung und Verwendung soll schon den Sorben- 
wenden bekannt gewesen sein und bereits im 10. Jahrhundert statt- 
gefunden haben. Die erste urkundliche Nachricht über die Steinkohlen 
giebt die Zwickauer Schmiedeordnung von 1348, welche den Schmieden 
außerhalb der Stadtmauer die Steinkohlenfeuerung untersagte. Von 
Agricola, welcher 1519 bis 1522 an der Zwickauer Schule Rector 
war, ist es bekannt, daß er wiederholt die Kohlenschächte befuhr. 
1520 bildeten die Kohlenwerksbesitzer eine Innung und führten eine 
Kohlenordnung und mit ihr die Reihenladung ein, welche bis 1823 
maßgebend blieb. 1549 wurden die ersten Stollenbauten für die 
Wasserhaltung angelegt. 1681 betrug der Abbau 9000 Dres- 
dener Scheffel (8667 hl), 1783 — 33 000 Dr. Scheffel, 1820 = 
65 000 Dr. Scheffel, 1830 = 165 000 Dr. Scheffel. Die Stein- 
kohlenfeuerung, welche seit 1718 in den Wildenfelser und seit 1760 
in den Planitzer Kalköfen gebräuchlich war, wurde 1796 in den 
Ziegeleien und Branntweinbrennereien, 1820 in den Freiberger Hütten- 
werken und 1823 in der Zimmerheizung eingeführt. Seitdem hat 
der Verbrauch der Steinkohle durch die Einführung der Dampf- 
maschine in der Industrie und dem Verkehr, wie des Gases in der 
Beleuchtung einen ganz außerordentlichen Umfang gewonnen. Gegen- 
wärtig ist der Bau auf Steinkohlen der umfangreichste, die größte 
Anzahl von Menschen= und Maschinenkräften beschäftigende Industrie-
	        
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