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hält". Vor fünfzig Jahren standen „von ehemaliger, doch nie stark
gewesener Befestigung noch vier Thore. Im Norden das Harten-
steiner, im Nordwest das Hospitalthor, im West das Griesbacher,
gegen Süd das Baderthor. Das Lößnitzer Thor existirt schon längst
nicht mehr. Im Osten sind noch einige Reste der Stadtmauer und
ihrer Rondele zu erkennen“. (Schumann, Ortslexikon.) Wahrschein-
lich beabsichtigte Kurfürst Johann Georg II. die Stadt nach einem
regelmäßigen Plane umzubauen; er hatte schon durch den Baumeister
Starke die Risse anfertigen lassen, als der Tod die Ausführung aller
seiner Pläne unterbrach.
Seit 1470 hatte sich der Strom der Einwanderung in Folge
neuer bedeutender Silberanbrüche nach dem Stangenberge gedrängt.
Die Menschen bauten sich an, wie sie kamen und wie es ihnen gefiel,
ohne Plan und ohne Ordnung, aber so zahlreich, daß 1471 Schnee-
berg zur Stadt erhoben, 1477 die Wolfgangskirche gegründet, 1479
Berg= und Gerichtsordnung und 1481 der Stadbrief gegeben wurde?).
Es läßt sich kaum noch erkennen, daß die äußere Umfassung der
Stadt ziemlich horizontal um den Berg herum ging, wie die Linie
der Langgasse und die rings um die Kirche und dann weiter nach
Nordwest reichende Gasse mit ihren auf ehemaligen Rondelen weit
vorspringenden, einzelnen Grundstücken andeutet, während ein ziemlich
geradliniger Abschnitt vom Hartensteiner Thore bis jenseits des Gries-
bacher Thores über die Höhe hinweg reicht. Oesfeld sagt (Historische
Beschreibung 2c. 1I. 130): „Nachdem nun also Schneeberg fündig
geworden war, so wurde anfänglich ein hölzerner Schranken
statt einer Mauer . aufgerichtet. Dieser Schranken finge sich
von dem bekannten Lößnitzer Thore, welches damals mit einem Sturm-
häuslein zur Wehr aufgeführt war, an und erstreckte sich unten herum,
unter denen großen Halden hinweg, weiter hinm . . bis an die
Brodbänke. Man war entschlossen, eine steinerne Stadtmauer,
Thore, Basteien und Pforten zu bauen“. Nach Jacobi gingen die
Schranken, welche bald mit Mauern und Thürmen umgeben wurden,
vom unteren Ende des Frauenmarktes durch die obere Zobelgasse, am
Gehänge hin, unter der Kosakengasse weg nach der oberen Kirchgasse
bis wieder zum Frauenmarkt“).
Jetzt sind kaum einzelne Mauerreste zu erkennen. Allem Ver-
muthen nach wurde das Material der Stadtbefestigung bei dem Wieder-
*) Bergläuffige Beschreibung der Churf. Sächsischen Freyen und im Meiß-
nischen Ober-Ertz-Gebirge löbl. Bergk-Stadt Schneebergk pp. Von Christian
Meltzern. 1684. «
**) H. Jacobi, Gedenkblatt zur Geschichte von Schneeberg. 1881.