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aufbau der Stadt nach den großen Bränden 1543, besonders aber
1719 und 1744 verbraucht.
Der Georgenplatz bezeichnet den ältesten Theil der Stadt. Hier
fällt das Dankwart'sche Haus durch Größe und Lage besonders auf.
Auf dem Markt und in der Nähe desselben stehen überhaupt stattliche,
im großen Style angelegte Patrizierhäuser. Die meisten sind erst
nach dem großen Brande von 1719 erbaut, aber solid, mit stattlichen
Fronten, großen Höfen und ansehnlichen Hintergebäuden, Zeugniß von
dem Reichthume und der alten Seßhaftigkeit ihrer Erbauer ablegend.
Schon Agricola sagt: „unter allen Bergstädten Deutschlands war
Schneeberg am reichsten an gediegenem Silber“. Das Haus mit
dem goldenen Hirsche, das Simon'sche Haus mit dem Brodmännchen,
das Hauptmannsche oder Fürstenhaus u. s. w. zeugen für den Wohl-
stand ihrer Erbauer. Von den alten Pratrizierfamilien Schneebergs,
welche die Denkmäler der Stadtkirche nennen, sind nur noch die Geitner,
Koch, Uhlmann und Schnorr in der Stadt angesessen.
Die auf der Stelle einer der ältesten Zechen und der später da-
selbst erbauten Wolfgangskapelle errichtete Hauptkirche ist in spät-
gothischem Style erbaut und in Anlage und Ausführung der Anna-
berger sehr ähnlich. Dieselbe wurde von 1516 bis 1540 erbaut, ist
61 m lang, 27 m breit. Das von zehn Pfeilern getragene einfache
Gewölbe hat eine Höhe von 19 m. Die äußere Höhe der Kirche mit
dem Dache beträgt 36 m, die des angebauten viereckigen, mit einer
geschmacklosen Haube geschlossenen Thurmes angeblich 73 m. Der Bau
wurde von „Meister Hans“ (von Waldau) entworfen und begonnen,
von Fabian Lobwasser beendet. Das Innere der Kirche wurde 1870
durch Architekt Möckel erneuert. 1539 wurde der Hauptaltar auf-
gestellt; zwei Nebenaltäre, der Bergknappenaltar und der Schmelzer=
altar waren schon vorher aufgestellt worden. Der Hauptaltar, ein
Flügelaltar mit Gemälden von Lucas Cranach dem Aelteren, gilt als
hervorragendes Werk dieses mit Luther befreundeten Meisters, dessen
historischen Gemälden, trotz mancher Anachronismen und Fehler im
Costüm, Leichtigkeit, Wahrheit, treffliche Zeichnung, kräftige Pinsel-
führung und frisches, liebliches Colorit nachgerühmt wird. Das große
Mittelbild stellt auf der Vorderseite die Kreuzigung und das Abendmahl
dar, auf der Rückseite die Auferstehung und das jüngste Gericht (mit
Hölle und Papst). Auf den Flügeln rechts Moses und die vier großen
Propheten, Adam und die Hölle; auf den Flügeln links Johannes
der Täufer, Christus am Kreuz und Christus als Ueberwinder der
Hölle. Wurden die Flügel aufgemacht, so war rechts Kurfürst Johann
der Beständige, darüber Christus am Oelberge, links Kurfürst Johann
Friedrich der Großmüthige, darüber die Auferstehung. Rückwärts