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In dieser Zeit sind überhaupt wichtige Kunstgräben angelegt
worden: auf dem höchsten Gebirgsplateau in eintöniger Umgebung
murmelnd dahinschießend, 1540 durch Stephan Lenken der Plattener
Kunstgraben; auf kurfürstlichen Befehl zur Hebung des Eibenstöcker
Bergbaues 1555 der „Grüne Graben“; ferner die Kunstgraben bei
Carlsfeld, Johann-Georgenstadt, Sosa u. s. w.
Nur wenig später, Ende des 16. Jahrhunderts, wurde der „Große
Teich" an der Straße von Geyer nach Elterlein durch Georg und
Wolf von Elterlein zur Förderung einer „Kunst“ auf der St. Lorenz-
zeche angelegt. Die Lorenzzeche wird jetzt nur noch durch eine Halde
oberhalb der Stadt, an der Straße nach Grünhain, bezeichnet. Der
Sage nach wurde der Elterleiner Bergbau ja schon in sorbenwendischer
Zeit betrieben. Als Merkzeichen steht noch der sogenannte Hüttenhof,
eine längst eingegangene Silberschmelzhütte. Von dem „Kutten“, dem
seiner unermeßlichen Silberschätze wegen vor Zeiten weltbekannten
Schachte, sind im Norden der Stadt nur noch ein paar Halden übrig.
Der Kutten ist seit Mitte des dreißigjährigen Krieges auflässig.
Aber weder der technische Fortschritt in den Kunstbauten, Wasser-
haltungen, Fördermaschinen u. s. w., noch die gesteigerte Kraft der
Wassergräben und Maschinen, noch irgend welche Anstrengungen ver-
mochten den Verfall des Silberbergbaues aufzuhalten.
74. Kobalt. UNickel.
Den reichen Silbererzen hatte sich bald ein unbekanntes Mineral
beigesellt, mit dem man nichts anzufangen wußte, so vielversprechend
es auch aussah. Der Bergmann nannte es „Kobold“ (Kobalt,
Kobal); denn wo dieses Mineral auftrat, hatte das Erz wohl ver-
lockenden Schein, aber keinen Gehalt, und getäuscht warf er es miß-
muthig bei Seite. Selbst im Kirchengebete wurde um „Bewahrung
der Erze vor Kobolt“ gefleht, und da der Kobalt immer von einem
ebenso widerwärtigen, bösartigen und unnützen Dinge begleitet wurde,
mit dem man ebenfalls nichts anzufangen wußte, nannte man es
„Nickel“. Sein Vorkommen bestätigte das Ausbleiben der Silber-
erze. Diese verachteten Mineralien haben seitdem eine Bedeutung
und einen Werth erhalten, an welche Anfang des 16. Jahrhunderts
Niemand denken konnte.
In diesen Erzen tritt der Kobalt als Glanzkobalt, Kobaltkies,
Speiskobalt, Tesseralkies, sowie in der Kobaltblüthe, dem Erdkobalt
und Kobaltvitriol, immer von Nickel begleitet, auf, wie wiederum alle
Nickelerze mehr oder weniger kobalthaltig sind.