Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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Neusilbers und die demselben gewährten Privilegien hielten jedoch die 
Verbreitung des Argentan bedeutend auf. Auch die demselben ähn— 
lichen Compositionen: chinesisch Turtenag und Packfong, Elektrum, 
Alfenid, Argyroid, Argyrophan, Semilargent u. s. w. machten Con— 
currenz, und nur die Beharrlichkeit in der Herstellung vorzüglicher 
Waare ließ die Auer Argentanfabrikation ihren gegenwärtigen Stand- 
punkt erreichen. Die Verwendung des Argentan zu Speise= und 
Trinkgefäßen, Pfeifen-, Stock-, Geschirr= und Wagenbeschlägen, Musik- 
instrumenten, Verzierungen und eingelegten Arbeiten ist eine sehr be- 
deutende. 
Die Argentanwerke in Auerhammer sind in der neuesten Zeit 
bedeutend vergrößert und erweitert, sowie in Grünthal bei Olbernhau 
und in der naheliegenden Schweinitzmühle Draht= und Walzwerke neu 
angelegt worden. Die Werke besitzen im Ganzen Dampfmaschinen 
von etwa 1000 Pferdekräften und beschäftigen gegen 400 Arbeiter. 
In einem eigenen, neuen Laboratorium werden unausgesetzt Versuche 
und Proben behufs der Vervollkommnung der Fabrikation und Zu- 
sammenstellung neuer Legirungen gemacht. So ist es gelungen, ein 
Neusilber herzustellen, welches sich durch einen außerordentlich hohen, 
specifischen Leitungswiderstand auszeichnet, und folgedessen zu Strom- 
regulatoren bei elektrischen Beleuchtungsanlagen besonders geeignet ist. 
Von diesen Widerstandsdrähten werden zwei Sorten „Nickelin“ und 
„Rheotan"“ gefertigt, welche nur in äußerst geringem Grade von der 
Temperatur beeinflußt werden. 
Die Besichtigung der Walzwerke und der Drahtzieherei wird 
gestattet. (Mittheilungen von Herrn J. A. Lange.) 
Am 1. Oktober 1877 wurde die deutsche Fachschule für 
Klempner in Aue eröffnet, welche 1878 in das neue Schulgebäude 
übersiedelte. Sie soll jungen Leuten der Blechindustrie (Klempnern, 
Spenglern, Flaschnern, Blechnern) Gelegenheit geben, sich in möglichst 
kurzer Zeit theoretische, geschäftsmännische, kunstgewerbliche und prak- 
tische Kenntnisse zu erwerben, sich zu tüchtigen Fachmännern heran- 
zubilden und den Fortschritten des Faches mit Verständniß zu folgen. 
Reichliche Sammlungen an Vorlagen und Modellen, eine zweckent- 
sprechende Bibliothek unterstützen den Unterricht in den verschiedenen 
Lehrfächern. Es läßt sich voraussetzen, daß der Einfluß dieser Fach- 
schule auch in weitere Kreise hinausdringt, bis zum einzelnen, selbst- 
ständigen Arbeiter und denselben zu einer fachgemäßen Berechnung 
der Herstellung anleitet und auf die Erzeugung solider Waare hin- 
wirkend, der Anfertigung der Massen= und Schwindelartikel ein Ende 
macht. Der Unterricht der drei Klassen zerfällt in die theoretischen 
Lehr= und die praktischen Uebungsstunden, von denen unabhängig
	        
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