Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

— 636 — 
fabrikation regelmäßig beschäftigten erwachsenen Arbeiter läßt sich auf 
4500 bis 5000 veranschlagen. 
Die Fabrikation gliedert sich in die Anfertigung von Streich- 
instrumenten und ihrer Bestandtheile, von anderen Saiteninstrumenten, 
von Darm= und Metallsaiten, von Holz= und Blechblasinstrumenten, 
von Instrumentenkästen und Futteralen, von Trommeln und Schlag- 
instrumenten, von Mund= und Kastenharmonikas (Accordions u. s. w.). 
Gewisse Fabrikationszweige haben sich local entwickelt, andere sind 
über das ganze Gebiet zerstreut; in der Hauptsumme aber ist die 
Instrumentenfabrikation eine Hausindustrie und mit allen Vorzügen 
und Nachtheilen ausgestattet, welche diese Art von Industriebetrieb 
mit sich bringt. In allen den einzelnen Häusern und Häuschen 
herrscht ein reger Fleiß, eine musterhafte Thätigkeit, und doch giebt 
es unter den zahlreichen Arbeitern recht viele, welche über ein be- 
scheidenes Maß der Leistungsfähigkeit hinauszugehen nicht im Stande 
sind. Auch hier zeigt es sich, daß der Pfuscher nur ein kärgliches 
Lohn zu erarbeiten vermag; daß er vor Allem es ist, welcher den 
besseren und zuverlässigen Arbeiter auf das Empfindlichste schädigt. 
Obgleich es unzweifelhaft ist, daß die Hausindustrie vorwiegend im 
Stande ist, einen seßhaften Stamm gut ausgebildeter Arbeiter heran- 
zuziehen, liegt gerade bei ihr die Gefahr am nächsten, von dieser hohen 
Richtlinie abzukommen. Bestimmtes Festhalten in Bezug auf solide 
Fabrikation, an hohen Anforderungen in Bezug auf Güte der Arbeit, 
Form und Ansehen, auf die ausgiebige Benutzung des Materials und 
seiner Eigenschaften, sowie endlich auf das richtige und entsprechende 
Verhältniß von Arbeit und Lohn, von Aufwand an Intelligenz und 
Zuverlässigkeit mit dem Erwerb .. pdas Alles sind Dinge, welche 
sich nur an der Hand der Großindustrie auf die Hausindustrie über- 
tragen lassen. Dann werden die Fortbildungs= und die gewerbliche 
Fachschule Erfolge verzeichnen. 
Die Fachschulen für Musikinstrumentenbau in Adorf, Klingen- 
thal und Markneukirchen, welche 1862 „wegen mangelnder Theil- 
nahme nicht gedeihen“ wollten, haben seitdem einen bedeutenden Auf- 
schwung genommen. Die Fach= und Fortbildungsschule zu Adorf 
zählt 60, die Musikschule zu Klingenthal 100, die Fachschule für In- 
strumentenbau zu Markneukirchen gegen 180 Schüler. Jede dieser 
Schulen ertheilt fachgemäßen Unterricht im Spielen der verschiedenen 
Instrumente, da der Instrumentenbauer sein Instrument zunächst fertig 
zu spielen verstehen muß, um es auch richtigen Grundsätzen ent- 
sprechend anfertigen zu können. Die Fachschule zu Adorf berücksichtigt 
besonders das Holzdrechseln und Schnitzen. In Böhmen sind Musik- 
schulen in Graßlitz und in Schönbach.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.