Wiener Beschlüsse von 1834. 87
deutsche Volk in tiefer Ruhe lebte, schien doch den leitenden
Höfen die Nothwendigkeit offenbar, nicht bloß die Verschwörer
einzusperren, sondern Europa zu retten. Die Minister Ruß-
lands, Osterreichs und Preußens traten in Teplitz, bald nach-
her die beiden Kaiser und der preußische Kronprinz in München-
grätz zusammen, und versprachen sich wechselseitigen Beistand
gegen jede Empörung, insbesondere gegen jeden polnischen Auf-
stand. Im folgenden Jahre versammelte darauf Metternich die
Minister aller deutschen Staaten in Wien, um die Bundes-
beschlüsse von 1819 und 1832 im Einzelnen auszuarbeiten
und zu vervollständigen. Die Ergebnisse dieser Berathung
wurden in ein geheimes Protokoll zusammengefaßt, und
sämmtliche Regierungen verpflichteten sich zu genauer Be-
folgung der hier niedergelegten Vorschriften, auch wenn die-
selben mit der bestehenden Landesverfassung oder Gesetzgebung
in Widerspruch ständen. Seitdem ließ auf Metternich's
Standpunkt die deutsche Einheit und Reichsregierung, so weit
sie vom Bundestag geübt und vertreten wurde, nichts mehr
zu wünschen übrig.
Daß hier ein gewagtes Spiel getrieben wurde, sagten
sich im Herzen die meisten deutschen Regierungen. Auch war
die große Mehrzahl eifrig bestrebt, durch die Pflege der
materiellen Interessen die Schmälerung der politischen Rechte
den Unterthanen weniger empfindlich zu machen. Nichts be-
günstigte sie dabei mehr, als die jetzt zu voller Fruchtbarkeit
gediehene Entfaltung des Zollvereins, welcher zugleich die
Bevölkerung des außerösterreichischen Deutschland in ökonomi-
scher Beziehung immer fester an einander schloß. So er-
freuten sich mit wenigen Ausnahmen die deutschen Lande
einer umsichtigen und erfolgreichen Verwaltung, wie kaum in