Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

Nationale Begeisterung in Deutschland. 105 
von revolutionären Elementen, welche leider der Erhebung 
von 1813 angehaftet hätten. Auf seinen Wunsch sandte 
König Friedrich Wilhelm im October 1840 den General 
von Grolman und den Obersten von Radowitz nach Wien, 
um dort gemeinsame Vorkehrungen für den Bundeskrieg zu 
vereinbaren. Es war bezeichnend für seine großdeutschen oder 
mittelalterlichen Anschauungen, nach welchen dem Hause Habs- 
burg die römische Kaiserwürde und damit die Beherrschung 
Italiens zustand, daß er unaufgefordert den Bundesschutz auch 
auf Osterreichs italienische Besitzungen auszudehnen verhieß. 
Metternich selbst war erstaunt über dieses „Epoche machende“ 
Anerbieten, und genehmigte darauf zum zweiten Male den 
preußischen Feldzugsplan von 1832, der für den Krieg gegen 
Frankreich die Contingente der Mittel= und Kleinstaaten unter 
preußischen Oberbefehl stellte. Freilich geschah dies erst Ende 
November, als in Paris durch das Aufkommen des Mini- 
steriums Guizot alle Kriegsgefahr gründlich beseitigt, und wie 
1832 dem preußischen Feldzugsplan jede praktische Bedeutung 
entzogen war. Eine Anfrage des Königs, ob es nicht an der 
Zeit sei, eine Reform der deutschen Bundesverfassung in 
Erwägung zu ziehen, hatte der Kanzler sofort ausweichend 
zu Boden fallen lassen. 
Während dieser Monate hatte Friedrich Wilhelm zuerst 
in Königsberg und dann in Berlin mit oratorisch prachtvollen, 
politisch inhaltsleeren Reden unter feierlichem Gepränge die 
Huldigung eingenommen. Metternich hat oft gesagt, ein 
Herrscher müsse nicht viel sprechen, aber um so mehr handeln; 
den König aber verleitete seine Meisterschaft der Rede nur zu 
oft zur Verletzung dieser Regel, und die Folge davon war 
stets, daß er Erwartungen über das Maaß seiner Vorsätze
	        
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