Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

Beschluß des Königs über Reichsstände. 117 
Möge das neue so erhaben und groß werden, wie es das 
alte mit Ehre und Ruhm geworden ist“. Jedes Wort der 
Besorgniß und Hoffnung, das er hier gesprochen, ist zur 
Erfüllung gekommen. Das neue Preußen hat ihm zuerst 
Lebensgefahr und Exil, und später den schwersten Kampf 
für seine Armee gebracht; dann hat er selbst es zu einer 
ungeahnten Höhe der Macht und des Ruhmes emporgeführt. 
Wie unendlich wichtig wäre es nun gewesen, wenn der 
König, jetzt zur Entscheidung gelangt, einen vollen und ganzen 
Entschluß gefaßt hätte, einen Entschluß, durch welchen eine 
rasche und warme Einigung mit dem bevorstehenden Landtag 
erzielt worden wäre. Unschätzbar hätte ein solcher Bund 
der Krone mit der Auswahl der tüchtigsten und einflußreichsten 
Männer der Nation werden können, ein Felsen, an dem alle 
Wogen der aufgeregten Zeit zerschellt wären. Welch’' eine 
Ausdehnung des preußischen Ansehens in Süd= und Mittel- 
deutschland, welch' eine Vorbereitung für die Wiedergeburt 
des deutschen Bundes zu einem deutschen Reiche! Und wahrlich, 
dies Alles wäre damals ohne große Opfer erreichbar gewesen, 
lediglich durch die rückhaltlose Vollziehung der Gesetze von 
1815 und 1820 unter großherziger Auslegung etwa un- 
bestimmter Punkte. Aber der Phantasie des Königs schmeichelte 
wohl das Bild einer großen glänzenden Versammlung von 
Fürsten und Grafen, ritterbürtigen Herren und stattlichen 
Notabeln: jedoch für ihre Befugnisse hielt er sich unerschütterlich, 
wie energisch auch sein bedeutendster Minister auf die Unhaltbar- 
keit einer solchen Stellung hinwies, innerhalb der Linien seiner 
Doctrin. Den Unterthanen gebührt die Sicherheit von Person 
und Eigenthum, also auch ein gewisses Maaß der Preßfreiheit, 
das Recht des Austritts aus einer ihnen fremd gewordenen
	        
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