140 Die Märzrevolution. 1848
Kampfes und der dann wachsenden Erbitterung des Volkes
vor; man möge also die Angriffe auf die Barrikaden ein-
stellen, und die Truppen um das Schloß concentriren.
Der König entließ ihn, ohne sich selbst über die Frage aus-
zusprechen. Einen gewissen Eindruck aber hatten Vincke's
Worte auf ihn gemacht: gegen Mitternacht ertrug er das
Toben des Straßenkampfes nicht länger: er ließ den General
von Prittwitz kommen, sprach ihm seinen Abscheu gegen weiteres
Blutvergießen aus, und gab ihm den Befehl, die gewonnene
Stellung zu behaupten, weitere Feindseligkeiten aber nicht zu
beginnen. Gleich nachher entschloß er sich, den ersten Schritt
zum Frieden zu thun, und schrieb selbst eine Proclamation
an „meine lieben Berliner“, worin er den Abzug der Truppen
verhieß, sobald die Bürger die Barrikaden weggeräumt hätten.
Darauf kam am Morgen des 19. März eine Deputation
der Bürger nach der andern, mit der Erörterung, das um-
gekehrte Verfahren könne allein zum Ziele führen; die Nieder-
legung der Barrikaden sei unmöglich, so lange der Anblick der
Truppen die rasende Wuth des Volkes lebendig erhalte; wenn
erst die Truppen abgezogen seien, werde sogleich der gesetzliche
Zustand durch die Bürger selbst gesichert werden. Nach
langem Sträuben und Schwanken ließ sich trotz des ent-
schiedenen Widerspruchs des Generals von Prittwitz und des
Prinzen von Preußen der König endlich den verhängnißvollen
Befehl durch den an Bodelschwingh's Stelle zum Minister
ernannten Grafen Arnim-Boytzenburg entreißen. Die Truppen
räumten die Straßen, stellten sich zuerst nach dem Wunsche
des Prinzen in der nächsten Umgebung des Schlosses auf,
und rückten bald nachher auf Befehl des Generals in ihre
Casernen ab, wurden aber sofort von höhnenden und schmähen-