1848 Nachgiebigkeit des Königs. 141
den Haufen bewaffneter Proletarier begleitet, und die weit
von einander liegenden Casernen in der Nacht und am Morgen
so ernstlich bedroht, daß Prittwitz, da nun einmal nicht mehr
gekämpft werden sollte, es auf sich nahm, sämmtliche Regi-
menter aus der Stadt hinwegzuführen. Für den Augenblick
war also die Revolution die Herrin in Berlin wie in Wien!).
Wie gewöhrlich in solchen Fällen zeigke sich sogleich, daß
die ruhigen Bürger nicht so rasch im Stande waren, ihre
Verheißungen von Ruhe und Ordnung zu erfüllen. Noch
an demselben Tage wurde der König von den Barrikaden-
helden auf das Schmählichste insultirt; gegen den Thron-
folger, den Prinzen von Preußen, wurde das Volk durch das
völlig grundlose Vorgeben, er habe am 18. die Befehle zum
Blutvergießen gegeben, in solche Wuth hineingehetzt, daß der
König den Bruder zu dessen persönlicher Sicherheit nach Eng-
land wegschickte. Indessen wurde zur allmählichen Herstellung
der Ordnung mit der Bildung und Bewaffnung einer Bürger-
wehr begonnen, das alte Ministerium entlassen, und unter
dem Vorsitz des Grafen Arnim-Boytzenburg, dem bald nachher
der Führer der rheinischen Liberalen, Ludolf Camphausen,
folgte, zwei hervorragende Mitglieder des Vereinigten Land-
tags, Herr Alfred von Auerswald und Graf Schwerin, in
das neue Cabinet berufen. Das auswärtige Amt übernahm
Freiherr Heinrich von Arnim, bisher Gesandter in Paris,
ein geistreicher Mann von größerer Kühnheit als Umsicht,
längst erfüllt von Verdruß über die Schmählichkeit der preußi-
schen Diplomatie des alten Systems, und sehr entschlossen,
in der neuen Zeit eine neue Thatkraft zu zeigen. Sein Ein-
) Vgl. meine Abhandlung „aus den Berliner Märztagen“ in der
Historischen Zeitschrift, Band 63, S. 428.