1848 Schleswig-Holstein und Posen in Waffen. 147
hatten nun auch auf den Berliner Barrikaden zahlreiche Polen
mitgefochten, und eine der ersten Forderungen der siegenden
Demokratie war die Amnestirung der verurtheilten Empörer
von 1846. Die gefeierten Freigelassenen eilten darauf in
die Provinz Posen, um daselbst als Dank für die Amnestie
den Aufstand gegen die preußischen Behörden und gegen die
halbe Million ihrer deutschen Mitbürger zu entflammen. Von
dort kam der Erzbischof Przyluski an der Spitze einer
großen polnischen Deputation nach Berlin, um der Regierung
die Forderungen der polnischen Nation vorzutragen. Er er-
langte zwar nicht Alles, was er begehrte, immerhin aber gab
am 24. das Ministerium unter dem Drucke der populären
Strömung die Zusage einer nationalen Reorganisation des
Großherzogthums Posen, welche von einer gemischten Com-
mission beider Nationalitäten näher berathen werden sollte.
In der Stadt Posen aber war bereits am 23. einer Ab-
ordnung der deutschen Einwohner an das polnische Central-
comité von diesem die runde Erklärung ertheilt worden, daß
sein Ziel die Herstellung von ganz Polen sei.
Während auf solche Art in allen deutschen Staaten die
überlieferte Ordnung sich löste, hier die Begeisterung für die
nationale Einheit, dort die Leidenschaft der demokratischen
Freiheit an dem Bestehenden rüttelte, hatte auch der durch-
lauchtigste Bundestag sich willenlos von den Fluthen der
Zeit forttreiben lassen. Er hatte auf seinem Palaste die
deutsche Fahne aufgesteckt, die Nothwendigkeit eines deutschen
Parlaments anerkannt, sich mit siebzehn liberalen Vertrauens-
männern, einem für jede Curie, zur Entwerfung einer neuen
Bundesverfassung umgeben. Nun näherte sich der Zeitpunkt
für die von dem Siebener-Ausschuß zu gleichem Zweck
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