1848 Entwurf Friedrich Wilhelm's IV. 165
unter welchem Deutschland ohne die österreichischen Erblande
stärker als im Staatenbunde mit denselben sein würde, be-
harrte der König fest auf seinem Standpunkte, und bemerkte
dabei am Schlusse, übrigens glaube er gar nicht, daß die
deutschen Fürsten ihm die Kaiserwürde anbieten würden;
käme aber ein solches Anerbieten von dem Volke ohne oder
gegen die Fürsten, so sei darauf nur mit Kanonen zu
antworten.
Damit waren für jetzt alle kleindeutschen Hoffnungen
vernichtet, oder doch auf die sehr unsichere Frage gestellt, ob
der König nicht, wenn das Angebot erst wirklich erfolgt sei,
andere Saiten aufziehen würde. Allein Friedrich Wilhelm
hatte sich bereits gegen Osterreich, wenn auch nur moralisch,
gebunden, durch ein Schreiben an Metternich vom 18. April,
worin er bestimmt verhieß, Alles für die Übertragung der
erblichen römischen Kaiserwürde auf Osterreich zu thun, für
sich aber nur die Stellung eines Reichserzfeldherrn in An-
spruch zu nehmen. Jetzt, im Mai, versagte er sich es nicht,
seinen Brief an den Prinzen Albert einer Anzahl der deutschen
Fürsten vertraulich zuzusenden: als er dann aber den Inhalt
desselben bei den Regierungen amtlich zur Verhandlung bringen
wollte, fielen ihm seine Minister in den Arm, welche die
Interessen des preußischen Staats nicht so uneigennützig oder
großherzig wie der König dem Hause Lothringen opfern
wollten. Da der König sie in Aussicht der bevorstehenden
preußischen Nationalversammlung nicht entbehren konnte,
mußte er seinen deutschen Plan mit Grollen und Klagen
einstweilen zurücklegen.
Auch sonst rührten sich schon damals mit lautem Wider-
spruch gegen die sehnsüchtigen Einheitsträume des deutschen