Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

204 Verwicklungen. 1848 
aufrichten. Die definitive Besetzung des Ministeriums, welche 
bald nach der Rückkehr des Erzherzogs am 9. August zu 
Stande kam, gab davon ein deutliches Zeugniß. Präsident 
wurde der geistreiche, unruhige, stets auf Neues sinnende Fürst 
Carl von Leiningen, ein Halbbruder der Königin von Eng- 
land, welcher kurz zuvor in einem schmetternden Zeitungs- 
artikel den deutschen Fürsten zugerufen hatte: entweder Unter- 
werfung oder Mediatisirung. War doch auch das Haus 
Leiningen mediatisirt worden, warum müßte das Haus Wittels- 
bach dagegen sicher sein? Ein Hamburger Advocat Heckscher 
übernahm das auswärtige Amt, Robert Mohl die Justiz, 
Duckwitz das Handelsministerium, alle drei dem linken Flügel 
der Mehrheit angehörig, und sehr bereit, widersetzlichen Fürsten 
die rauhe Seite zu zeigen. Diese Wahlen wurden von den 
meisten Höfen mit Furcht und Schrecken aufgenommen; in 
Berlin steigerten sie den Verdruß über Peucker's Rundschreiben 
um so mehr, als Leiningen's entschieden antipreußische Richtung 
dort sattsam bekannt war. Wenige Tage nachher reiste der 
Erzherzog mit Gagern und einer zahlreichen Deputation des 
Parlaments auf eine Einladung König Friedrich Wilhelm's 
zu einem Dombaufeste nach Cöln. Der König, welchem die 
Stadt einen imposanten Empfang bereitet hatte, umarmte den 
Erzherzog und ließ sich von Gagern die Abgeordneten vor- 
stellen. Er sprach einige freundliche Worte über die Wichtigkeit 
ihrer Verhandlungen zu ihnen, und setzte dann mit nachdrück- 
lichem Tone hinzu: vergessen Sie nicht, daß es noch Fürsten 
in Deutschland gibt, und daß ich einer von ihnen bin. Diese 
Erinnerung an das Gesetz vom 30. März und das Princip 
der Vereinbarung machte für den Augenblick einen peinlichen 
Eindruck auf die Gemüther, jedoch beruhigte m#n sich wieder,
	        
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