Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

1848 Englische Vermittlung. 227 
Freude auf den Gedanken einer englisch-russischen, und weiter- 
hin den einer englischen Vermittlung einging. Es ist für uns 
unnöthig, den einzelnen Wendungen dieser Verhandlung nach- 
zugehen: das wesentliche Ergebniß war Folgendes. Lord 
Palmerston bemerkte, der Streit um Schleswig sei eine Frage 
der Nationalität; da nun das nördliche Drittel Schleswigs 
überwiegend dänische, der übrige Theil des Landes aber 
deutsche Bevölkerung habe, so möge das nördliche Drittel 
mit dem eigentlichen Dänemark verschmolzen, der südliche 
Theil aber mit Holstein verbunden, und dadurch auch in 
den deutschen Bund ausgenommen werden; das so erweiterte 
Holstein bleibe durch Personalunion mit Dänemark vereinigt 7). 
Preußen war mit dieser Lösung im Wesentlichen einverstanden. 
Die provisorische Regierung der Herzogthümer aber hatte 
zwar am 31. März in einem öffentlichen Manifest dem 
dänischen Volke die Überlassung von Nordschleswig an- 
geboten, jedoch nach Ausbruch des Kriegs und Besetzung 
des ganzen Landes meinte sie ein solches Opfer weigern 
zu müssen, und bot Alles auf, um einen Friedensschluß 
dieses Inhalts zu hintertreiben. Es war ein neuer Fehler. 
Sie hätte die Ablehnung des englischen Vorschlags den 
Dänen überlassen sollen: diese erfolgte dann auch auf 
der Stelle, da Dänemark sich zunächst überhaupt nicht auf 
Friedenspräliminarien, sondern nur auf einen Waffenstillstand 
einlassen wollte, aber auch für diesen unannehmbare Forde- 
rungen erhob. · 
Unterdessen wurde die preußische Regierung von ihren 
Ostseestädten unaufhörlich mit den bittersten Klagen über den 
1) Note vom 19. Mai. 
15“
	        
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