Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

1848 Wrangel hindert den Abschluß. 233 
Grafen Pourtales, er werde nimmermehr einen solchen Vertrag 
unterzeichnen, dazu möge man einen Andern schicken; er müßte 
auf mehrfachen Änderungen bestehen. Vor Allem die militärischen 
Bestimmungen des Entwurfs däuchten ihm abscheulich; er 
schlug statt dessen vor, daß zur Verfügung der neuen Re- 
gierung in Schleswig 3000 Mann deutscher Bundestruppen 
und auf Alsen 3000 Dänen, in Holstein aber die schleswig- 
holsteinischen Truppen, die einen Theil des Bundesheers 
bildeten, stehen bleiben sollten. Jedesfalls aber müsse die 
Ratification des Vertrags durch den Erzherzog-Reichsverweser 
vorbehalten bleiben. Darüber wurde dann mit den Dänen 
auf Schloß Bellevue bei Kolding verhandelt, und als diese 
auf der unveränderten Annahme des Entwurfs ohne Er- 
wähnung des von den Mächten noch nicht anerkannten Erz- 
herzogs beharrten, endlich am 24. Juli die Conferenz abge- 
brochen und der Kriegsstand erneuert. Der Jubel darüber 
war groß in den Herzogthümern, in Frankfurt, weithin im 
deutschen Süden. 
Die preußische Regierung fand sich nach diesen Vor- 
gängen in einem nach jeder Seite unangenehmen Dilemma. 
Wenn sie Wrangel's Verhalten bestätigte, so war die noth- 
wendige Consequenz für sie die rasche und energische Wieder- 
aufnahme des Kampfes ohne Furcht vor den fremden Mächten, 
unter Anspannung aller Kräfte des Staats, der Reichsgewalt, 
der Nation. Sollte aber, wie es des Königs fester Wille 
war, der Bruch mit den Großmächten um jeden Preis ver- 
mieden werden, so war der Weg mit nicht geringerer Deut- 
lichkeit gewiesen: Wrangel war abzuberufen, und unzögerlich 
der Malmöer Entwurf ohne Rücksicht auf den Zorn der 
Frankfurter zu ratificiren. Denn auf diesem Standpunkte
	        
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