Hader der Confessionen. 11
nationalen Einheit und zur politischen Unabhängigkeit Deutsch-
lands gethan.
In diesem Augenblicke aber erlangte der junge König
Karl von Spanien und Neapel, Niederland und Amerika, die
deutsche Krone. Er war deutsches Namens, aber spanisches
Sinnes. Nach seinen religiösen Auffassungen, sowie nach dem
Umfang seiner Besitzungen, in welchen die Sonne nicht unter-
ging, gerieth er noch einmal in die Bahnen der mittelalter-
lichen Kirchenpolitik, trat demnach in enge Beziehung mit dem
päpstlichen Stuhle und wurde der zäheste und entschlossenste
Gegner der deutschen Reformation. Nun war er allerdings
nicht im Stande, seinen Willen im ganzen Umfange durchzu-
setzen, da sein weltumfassender Ehrgeiz den Widerstand aller
Welt, zuweilen sogar die Abneigung der Curie, endlich auch
ein Gegenstreben in der eignen Familie herauf beschwor. Er
vermochte nicht, die deutschen Protestanten zu vernichten; so
viel aber gelang ihm, daß sich im Reiche wieder eine starke
katholische Partei um ihn sammelte, und demnach eine bittere
religiöse Spaltung die Nation zerriß. Die protestantischen
Fürsten konnte man nicht mehr in die alte Kirche zurück-
zwängen, aber ebensowenig ließen sich die katholischen Reichs-
stände bestimmen, ihren Unterthanen den Übertritt in die
neue zu gestatten. Der Augsburger Reichstag von 1555
gab also jedem weltlichen Reichsstand das Recht, sein Be-
kenntniß für sich und seine Unterthanen zu wählen, und so
kam das Ergebniß des für die nationale Einheit hoffnungs-
reich begonnenen Streits ganz ausschließlich den particularen
Gewalten zu Gute. Dabei waren zu Augsburg über die
geistlichen Fürsten und deren Unterthanen so zweideutige Be-
stimmungen von bestrittener Rechtskraft getroffen worden, daß