Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

240 Schleswig-Holstein. 1848 
dänischen Reichsfeindes; Bayern und Hannover standen, wie 
wir wissen, auf dem schlechtesten Fuße mit der Centralgewalt; 
höchstens über die Streitkräfte einiger Kleinstaaten hätte man 
verfügen können, und wenn, wie zweifellos, Hannover sich 
auf Preußens Seite stellte, so war der Reichsarmee der Zu- 
gang zu den Herzogthümern überhaupt versperrt. So machte 
sich innerhalb der Majorität der Wunsch geltend, wieder ein- 
zulenken; Viele meinten, man habe sich am 5. September 
für das Ansehen der Versammlung schon zu weit vorgewagt. 
Da kam nun die Nachricht, daß ähnliche Stimmungen auch 
auf der Gegenseite vorhanden wären. Die einmüthige Festig- 
keit der Schleswig-Holsteiner und die grimmige Aufregung 
in der Paulskirche hatten ihren Eindruck in Europa nicht ver- 
fehlt. Die schwer herandrohende Möglichkeit eines begeisterten 
Aufstandes in den Herzogthümern, an dem sich dann der 
Brand einer großen deutschen Revolution und durch diese 
eines europäischen Kriegs entzünden könnte, wirkte abschreckend 
in Paris und Petersburg. Camphausen konnte den Reichs- 
ministern melden, daß Aussicht vorhanden sei, den Grafen Carl 
Moltke zu beseitigen, und überhaupt billige Modificationen 
des Vertrags zu erreichen. Eine ruhigere Überlegung mußte 
sehr bald überzeugen, daß unter dieser Voraussetzung der 
Vertrag zwar immer unerfreulich blieb, jedoch die Zukunft 
der Herzogthümer nach keiner Richtung compromittirte. Unter 
solchen Verhältnissen schritt die Nationalversammlung am 
14. September zu der Entscheidung über die Hauptfrage: 
soll der Vertrag von Malmö durch die Reichsgewalt bestätigt 
oder verworfen werden? 
Der Ausschuß war mit kleiner Mehrheit auf seinem 
Standpunkte verblieben, Ablehnung des Vertrags und gewaltige
	        
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