Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

1848 Leidenschaftliche Verhandlung. 241 
Rüstung gegen Dänemark. Vier Schleswiger aber stellten 
dagegen den Antrag, den Waffenstillstand, so weit er sich noch 
ausführbar zeige, nicht länger zu beanstanden, für günstige 
Modificationen des Vertrags zu wirken, und sofort Seitens 
der Reichsgewalt die Verhandlung über den definitiven Frieden 
in die Hand zu nehmen. Darüber entspann sich ein drei- 
tägiger Redekampf, der von allen Seiten her mit dem Auf- 
gebot der höchsten Geisteskraft und der heißesten Heftigkeit 
geführt wurde. Die Galerien waren überfüllt vom Gefolge 
der Linken, und begleiteten die Verhandlung je nach der 
Parteistellung des Redners mit Jauchzen oder Schmährufen. 
Wechselnd schwankte der Gang des Gefechts und die Aussicht 
auf den Sieg; sicher war nur die Absicht der Linken, den 
kostbaren Augenblick nicht ungenutzt für die Sache ihrer 
Republik vorübergehen zu lassen. Carl Vogt aus Gießen 
erinnerte an den französischen Convent, der durch das Auf- 
gebot der Volkskraft ganz Europa besiegt habe: aber, sagte 
er, es war auch der Convent, und nur ein Convent kann 
so Großes vollbringen. Unverblümter ließ sich das Ziel der 
Partei nicht bezeichnen. Während ihre Redner in der Pauls- 
kirche dies Programm entfalteten, waren die andern Führer 
draußen mit der Vorbereitung der Ausführung beschäftigt. 
Im Stillen hatten sie einflußreiche Genossen aus Hessen und 
Baden, aus Thüringen und Sachsen nach Frankfurt kommen 
lassen; jetzt eilten in alle Orte der Umgegend ihre Boten mit 
der Aufforderung zu bewaffnetem Zuzug; viele Tausende von 
Flugblättern mit wüthenden Anklagen gegen die Vaterlands- 
verräther, welche Schleswig-Holstein dem Feinde überliefern 
wollten, wurden verbreitet, und die Losung zum Aufstand an 
alle Mitglieder des großen Demokratenbundes vom Bodensee 
v. Sybel, Vegründung d. deutschen Reiches. 1. 16
	        
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