Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

1848 Republikanischer Aufstand. Unterwerfung. 243 
unmöglich sei, und sandte zugleich eine Deputation an den 
Erzherzog, dem mit Recht erzürnten Volke die Hand zur 
Versöhnung zu reichen. Zugleich aber kam die Nachricht, 
daß dieses zornige Volk draußen vor der Stadt die beiden 
Abgeordneten Auerswald und Lichnowsky mit kannibalischer 
Grausamkeit ermordet habe. Um so unerschütterlicher blieb 
Schmerling. Weitere Truppen wurden herangezogen, aus 
Darmstadt Fußvolk und Geschütze, aus Gießen einige aus 
Schleswig zurückkehrende württemberger Batterien. Nach 
scharfem Kampfe wurden die Barrikaden zusammengeschossen 
oder erstürmt, um eilf Uhr Abends war der Sieg der Ordnung 
vollständig. 
Nachdem der Aufstand hier in seinem Mittelpunkte erdrückt 
war, ließen die Genossen draußen die Arme sinken, oder wo 
es noch wie in einigen rheinischen Städten zu Ruhestörungen 
kam, wurden sie ohne Mühe überwältigt. Struve versuchte 
von der Schweiz her seinen neuen Einfall in Baden mit 
etwa 2000 Mann; die Bande wurde aber von dem badi- 
schen General Hoffmann in kurzem Gefecht auseinander ge- 
sprengt, und Struve selbst gefangen. Die Nationalversammlung 
setzte unterdessen, wie man meinte, in imponirender Gelassen- 
heit, die Berathung der Grundrechte fort. 
In Schleswig-Holstein bestätigte der weitere Verlauf die 
Richtigkeit des Beschlusses vom 16. September. Die Armee 
der Herzogthümer erhielt in dem preußischen General von Bonin 
einen kräftigen und entschlossenen Oberbefehlshaber, welcher 
dem Malmöer Vertrage dadurch genug that, daß er einige 
zumeist aus schleswiger Recruten gebildete Bataillone in dies 
Herzogthum verlegte, die Verbände aber der Truppentheile 
überhaupt ungeändert ließ. An die Spitze der neuen Regierung
	        
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