12 Dreißigjähriger Krieg.
der Hader zwischen den beiden Religionsparteien ununterbrochen
fortdauerte, und endlich zu der Explosion von 1618 führte,
welche weiter zündend über Deutschland den Jammer des
dreißigjährigen Kriegs verhängte. Hier gingen dann die
letzten Regungen des Nationalbewußtseins, Anfangs im
Glaubenshaß, weiterhin in Nothwehr und Verwilderung zu
Grunde. Gegen ihre Landsleute führte die eine Partei
Italiener, Spanier und Polen, die andere Dänen, Schweden
und Franzosen in das Feld; zuletzt fochten deutsche Söldner
und Reisläufer in allen Schaaren beider Parteien. Anfangs
flogen die Hoffnungen des Kaisers und des Papstes auf
herrschende Allmacht in ganz Deutschland hoch. Dann aber
wandte sich das Glück; das Ende war die gründliche Nieder-
lage des Kaisers, die Anerkennung der drei streitenden Kirchen,
die verstärkten Souveränitätsrechte der deutschen Fürsten.
Die Kosten des abscheulichen Kriegs trug Gesammtdeutsch-
land in einer entsetzlichen Verwüstung des Landes und einer
elenden Verkommenheit des Volkes, sowie in schweren Land-
abtretungen an Schweden und Frankreich.
Die Reichsgewalt und die nationale Gesinnung waren
auf Null heruntergesunken. Der Particularismus hatte von
dem deutschen Boden und dem deutschen Geiste vollständig
Besitz ergriffen.