Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

1848 Bruch mit der Volksvertretung. 255 
welcher die Revolution zertritt, so bin ich bereit: dann aber 
muß ich einen Kornak haben, der in politischen Dingen Be- 
scheid weiß, sonst geht die Sache doch nicht gut. Herr von Bis- 
marck fragte, wen er dazu im Sinne habe. Der Graf sagte: 
der einzige von den Herren, den ich persönlich kenne, ist der 
Ministerialdirector von Manteuffel. Der König war einver- 
standen, und Bismarck überbrachte Herrn von Manteuffel die 
Botschaft nach Berlin. Hier setzte es Anfangs schwere Be- 
denken; Manteuffel meinte, das Volk würde ihn zerreißen, 
wenn er als Minister in der Nationalversammlung erschiene; 
indessen gelang es Bismarck, ihn zu beschwichtigen und zur 
Annahme zu bestimmen!). So weit gediehen, forderte der 
König am 31. October Herrn von Pfuel auf, wegen der Tumulte 
des vorigen Abends Wrangel mit den Truppen in Berlin 
einrücken zu lassen, was dann auf der Stelle die beabsichtigte 
Wirkung, das Entlassungsgesuch des Ministers, zur Folge 
hatte. Am 2. November gelangte hierauf die königliche Er- 
klärung an die Nationalversammlung, daß Graf Brandenburg 
mit der Bildung eines neuen Cabinets betraut sei. 
Dort hatte niemand einen Zweifel, daß sich hiemit ein 
Krieg auf Tod und Leben gegen alle Märzerrungenschaften 
ankündige, und auch die gemäßigt liberalen Mitglieder 
fürchteten den Beginn einer durchaus absolutistischen Reaction. 
In der so erregten Leidenschaft wurde, sicher nicht zur 
1) Erwähnt bei Gerlach, Denkwürdigkeiten I, 238. Der zur 
übernahme des Kriegsministeriums berufene General von Strotha nahm 
die Sache einfacher. In eiliger Fahrt kam er aus seiner rheinischen 
Garnison nach Berlin, gerade an dem Morgen, wo die neuen Minister 
in der Nationalversammlung erscheinen sollten. Er trat bei Bismarck 
ein, fragte nach keinem politischem Programm, sondern nur nach dem 
für die Sitzung befohlenen Costüm, Uniform oder Civil.
	        
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