282 Die Frage des Reichsoberhaupts. 1849
montanen und die Particularisten, welche nach dem Aus-
scheiden Osterreichs die Erhebung des preußischen Erbkaisers
bereits vor Augen sahen, und in der Paulskirche selbst die
österreichischen Abgeordneten, welche Gagern's Erklärung als
tödtliche Beleidigung und Ehrenkränkung zurück stießen. Auch
wer mit Gagern in der Sache übereinstimmte, wird sich nicht
verbergen, daß sein Auftreten am 18. December ein politischer
Fehler war, sehr geeignet, die Erreichung des großen Zweckes
zu gefährden. Warum nicht, ohne das Kremsierer Programm
zur Sprache zu bringen, die Beschlüsse über die deutsche
Reichsverfassung im Sinne der bisherigen Festsetzungen weiter
fördern, die Theilnahme Osterreichs am neuen Bunde weder
behaupten noch läugnen, und es damit der kaiserlichen Re-
gierung überlassen, ihrerseits die Unmöglichkeit ihrer Theil-
nahme an einem so constituirten Bunde anszusprechen, und
damit die Unpopularität der Trennung auf die eigenen Schultern
zu nehmen? Wie die Machtverhältnisse damals lagen, hätte
allerdings auch dieses Verfahren die sinkende Sache des
Parlaments schwerlich gerettet: aber höchst wahrscheinlich hätte
es ihm eine traurige Masse innerer Verwilderung und Zer-
spaltung erspart, und wenn man erliegen sollte, wenigstens
ein ehrenvolles Ende ermöglicht.
Während die Nationalversammlung sich im Laufe des
December mit den uns bekannten Beschlüssen über den künftigen
Reichstag beschäftigte, war Herr von Schmerling nach Olmütz
geeilt, um sich dort mit dem Fürsten Schwarzenberg zu ver-
ständigen. Anfang Januar kam er zurück, und legte dem
Reichsministerium eine österreichische, vom 28. December ge-
zeichnete Note vor, welche die scharfe Erklärung enthielt, daß
Gagern das Kremsierer Programm gründlich mißverstanden,