288 Die Frage des Reichsoberhaupts. 1849
am Grabe aller deutschen Hoffnungen sein wolle. Zuletzt,
als Bunsen den König nachdrücklich auf die Verderblichkeit des
Schwarzenberg'schen Gruppensystems aufmerksam machte, ent-
schied der König, ehe er einen Beschluß fasse, müsse er erst
die Antwort Schwarzenberg's auf seine Denkschrift haben.
Indessen gelangte diese, am 17. Januar 1849 gezeichnet, am
19. in seine Hand, und nun war die Entschließung nicht
länger aufzuschieben.
In den beiden Actenstücken, aus denen sich die öster-
reichische Kundgebung zusammensetzte, hatte Fürst Schwarzen=
berg geflissentlich jede Erwähnung des preußischen Ministeriums
übergangen, dafür aber mit großem Geschicke sich den lei-
tenden Gedanken der königlichen Denkschrift angeschlossen,
und die Punkte des Einverständnisses so stark wie möglich
hervorgehoben, die gemeinsame Bekämpfung der Revolution,
den Protest gegen die constituirende Allmacht des Parlaments,
die Berufung des Königscollegiums zur Herstellung des
obrigkeitlichen Ansehens in Deutschland, endlich den „so glück-
lichen"“ Gedanken der sechs Wehrkreise oder Gruppen, in
welchen die von der Revolution durchtränkten und verfaulenden
Kleinstaaten zu bergen wären. Ganz und gar nach diesen
Grundsätzen behauptete er nun seine speciellen Vorschläge
gebildet zu haben. Was den Inhalt der künftigen Reichs-
verfassung betraf, so faßte er sich äußerst kurz. Wer nicht
die Revolution wolle, könne irgend eine Volksvertretung neben
der Reichsgewalt nicht zulassen. Über die Gestaltung dieser
Reichsgewalt schwieg er, ebenso wie über das künftige Ver-
hältniß Osterreichs in oder zu dem Bunde. Um so unzwei-
deutiger waren seine Anträge über das zunächst einzuhaltende
Verfahren. Sofort sollten „die sechs Königsboten“ in