Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

290 Die Frage des Reichsoberhaupts. 1849 
rung ausgelassen, wie er andere Momente derselben auf die 
Spitze getrieben, wie er dadurch praktische Ergebnisse gewonnen 
habe, welche zu den Wünschen des Königs in scharfen Gegen- 
satze ständen. Er schweige über das Verhältniß Osterreichs 
zum Reiche und über die Form der künftigen Centralgewalt. 
Er wolle die Kleinstaaten mediatisiren, was der König bereits 
abgelehnt habe. Der König begehre sachliche und freund- 
schaftliche Verständigung mit dem Frankfurter Parlament: 
was Schwarzenberg beantrage, müsse zur militärischen 
Sprengung desselben und folglich zu unabsehbaren Verwick- 
lungen führen. Deren ganze Gehässigkeit werde dann aber 
nicht auf Osterreich, sondern in erster Linie auf Preußen 
fallen, zumal es im hohen Grade zweifelhaft sei, ob Bayern 
und Württemberg bei der Stimmung ihrer Bevölkerung 
Truppen gegen das Parlament würden aussenden können. 
Und was würde nachher aus der Einigung Deutschlands 
werden, wenn man allein mit den Königen und Fürsten, ohne 
die treibende Kraft des Parlaments zu verhandeln hätte? 
Der König hörte zu, machte viele Einwendungen, blieb 
aber in ruhiger Haltung; offenbar hatte die gestrige Erhitzung 
einem kühleren Erwägen Platz gemacht. Nun gelangte man 
zu der praktischen Frage: soll die zu eröffnende Berathung 
über das Reichsverfassungswerk eine allgemeine aller deutschen 
Regierungen sein oder nur von einem Rathe der Könige ge- 
pflogen werden? Brandenburg und Bunsen empfahlen natür- 
lich das Erstere und verwarfen die Berechtigung des Letztern. 
Der König hatte sich für diesen zunächst entscheidenden Punkt 
einen Helfer bestellt; er sagte: wir wollen doch einmal Canitz) 
hereinrufen; er ist im Vorzimmer. Es geschah; der König 
1) Früher Minister des Auswärtigen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.