Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

294 Die Frage des Reichsoberhaupts. 1849 
zweckmäßigen Verbesserungsanträgen. Camphausen berief also 
zu diesem Behuf eine Versammlung seiner Collegen, zu welcher 
dann die Bevollmächtigten der Kleinstaaten sich bereitwillig 
einstellten. Die Vertreter der Königreiche aber hielten sich 
fern; sie erklärten statt dessen in mehr oder weniger scharfer 
Form dem Reichsministerium, daß sie keine Verfassung an- 
nehmen würden, welche eine monarchische Spitze hätte oder 
Osterreich ausschlösse. Im Namen Österreichs sagte dann 
Herr von Schmerling, seine Regierung behalte sich vor, nach 
dem Schluß der zweiten Lesung ihr Urtheil über die Ver- 
fassung abzugeben. Sie fand sich am wenigsten veranlaßt, 
die Verfassung durch Wegräumung bedenklicher Sätze an- 
nehmbar zu machen. 
Indessen blieb Camphausen mit den gleichgesinnten Be- 
vollmächtigten zunächst von 26 Regierungen eifrig und thätig 
am Werke; vom 23. Januar an folgten sich die Conferenzen 
fast täglich; ohne Schwierigkeit verständigte man sich über 
zahlreiche Amendements, welche großes Theils einen bessern 
Schutz für die Selbständigkeit der Einzelstaaten zum Zwecke 
hatten. Camphausen berichtete über den erfreulichen Fortgang 
Tag für Tag nach Berlin, erhielt am 3. Februar eine sein 
Streben anerkennende Antwort des Ministers; dann aber 
folgte tiefes Schweigen und völlige Stockung. Der Sinn 
Sr. Majestät war wieder einmal umgeschlagen. Schwarzen= 
berg's hochmüthige Forderungen hatten ihn zur Genehmigung 
der Circularnote bestimmt: gleich nachher aber trieb ihn sein 
Herz wieder von dem revolutionären Parlament zu dem alt- 
befreundeten Osterreich hinüber. Als am 11. Februar Bunsen 
nach Berlin zurückkehrte, und ihm sogleich verschiedene Anträge 
zur Beförderung des Frankfurter Werkes vorlegte, antwortete
	        
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