326 Das Dreikönigsbündniß 1849
Absichten des Mannes nicht zu reimen, der in Frankfurt zur
äußersten Rechten gehörig, als Freund des Königs jetzt eine
entschieden liberale Richtung in den deutschen Angelegenheiter
verfolgte. Genug, auf allen Seiten regten sich schwere Be-
denken, als diese undurchdringliche Persönlichkeit jetzt die ein-
flußreichste Stellung in der Leitung der preußischen Politik
gewann. Die nähern Genossen seines damaligen Wirkens
aber haben ihn bis an seinen Tod als einen ebenso edlen
Charakter wie bedeutenden Geist, und vor Allem als zuver-
lässigen preußischen Patrioten verehrt, welcher planmäßig und
entschieden die großen Ziele der deutsch-preußischen Entwicklung
verfolgt habe. Wir wollen gegen die Reinheit seiner Ab-
sichten nichts einwenden, gewiß ist aber, daß ihm zum leitenden
Staatsmann bei allem sonstigen Talent und Wissen das eine,
so bescheidene und doch so große Erforderniß fehlte, der
praktische Verstand, der seine Ziele nach den verfügbaren
Mitteln zu wählen, und seine Mittel der Erreichung des
vorgesetzten Ziels anzupassen vermag.
Nicht unter heitern Wetterzeichen begann die preußische
Regierung ihr deutsches Verfassungswerk. Der Donner der
demokratischen Revolution dröhnte auf allen Seiten des Hori-
zonts. Die Partei hatte durch ihre Märzvereine, wie wir
sahen, eine fest geschlossene, alle deutschen Lande durchsetzende
Organisation; bereits im März 1849 erhielt das Reichs-
ministerium aus Paris die Nachricht, daß eine lange Kette
von Aufständen den Rhein entlang geplant sei; die Ab-
lehnung der Kaiserkrone durch den preußischen König lieferte
dann den Republikanern die populäre Losung, die rebellischen
Fürsten zur Unterwerfung unter das Parlament und dessen
Reichsverfassung zu zwingen. Anfangs Mai erhob sich mit