1849 Demokratische Aufstände. 327
diesem Rufe die bayerische Pfalz unter Mithülfe meuterisch
gewordener Truppentheile. Einige Tage später begann der
Aufstand in Baden, wo die Regierung die Reichsverfassung
anerkannt hatte, der schöne nationale Vorwand also fehlte,
und der wahre Zweck der Bewegung unverdeckt zu Tage trat.
Hier verjagten oder tödteten die längst zuchtlos gewordenen
Soldaten ihre Officiere und traten in den Dienst der Em-
pörung; der Großherzog, ohne Mittel zum Widerstand,
flüchtete nach Mainz, und die republikanische Regierung
suchte ohne Zaudern den Aufstand weiter in Württem-
berg und Hessen -Darmstadt zu verbreiten. Schon etwas
früher, am 3. Mai, rief eine provisorische Regierung
in Dresden das Volk zur Erhebung auf; hier blieb die
Truppe dem Fahneneide treu, war aber zur Überwältigung
der Rebellen nicht stark genug, so daß erst nach dem Ein-
treffen eines preußischen Garderegiments durch mehrtägigen
blutigen Kampf die Empörung erstickt werden konnte. In
Preußen hatte die zweite Kammer die Reichsverfassung nach
dem Beschluß der Nationalversammlung für rechtskräftig er-
klärt, war darauf von der Regierung aufgelöst, und zu-
gleich zur Erhaltung der Ordnung ein Theil der Landwehr
einberufen worden. Dies gab das Signal zu Protesten und
Tumulten im Osten und im Westen der Monarchie. Zahl-
reiche Stadtgemeinden erklärten ihre Anerkennung der Reichs-
verfassung und forderten die Entlassung des volksfeindlichen
Ministeriums Brandenburg. Die Landwehrmänner in vielen
westfälischen, rheinischen und thüringischen Orten widersetzten
sich der Einberufung und begingen rohe Ausschweifungen aller
Art. Düsseldorf und Elberfeld waren mehrere Tage lang in
der Gewalt republikanischer Freischaaren; in Breslau mußte