Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

330 Das Dreikönigsbündniß. 1849 
Felix Schwarzenberg's Temperament an seiner Spitze stand? 
Wer den deutschen Bundesstaat ohne Osterreich wollte, mußte 
zum Kriege mit Osterreich entschlossen sein: so lagen einmal 
in Folge einer mehrhundertjährigen Entwicklung die Dinge. 
Die unwiderleglichsten Gründe der Nützlichkeit prallten in 
Wien an dem Gefühle ab, daß Osterreichs Ehre ein solches 
Zurückweichen aus Deutschland nicht gestatte. Erst nach einem 
entscheidenden Waffengange konnte dort die Einsicht Platz 
greifen, daß Osterreich und Deutschland nicht mehr friedliche 
Hausgenossen, um so mehr aber zu Schutz und Trutz ver- 
bundene Nachbarn und Freunde sein konnten. 
Schwarzenberg's Antwort wies denn auch am 16. Mai 
die preußischen Anträge vollständig zurück. Bei der augen- 
blicklich unsichern Lage redete der Fürst sehr höflich, sehr 
freundschaftlich: aber er blieb bei seinem Satze: für die end- 
gültige Verfassung Deutschlands ein Directorium (Dsterreich, 
Preußen, die Mittelstaaten), für die augenblickliche Leitung 
eine provisorische Centralgewalt ebenfalls in collegialer Weise 
(Osterreich, Preußen, einer der mittelstaatlichen Könige). Von 
engerem und weiterem Bunde, und gar von einem Volks- 
hause beim Bunde wollte er nichts wissen. Einstweilen be- 
gnügte er sich mit der Bemerkung, er könne unmöglich seine 
Zustimmung zu einer Verfassung geben, die erst in einem 
vorläufigen Entwurfe existire. 
Dem Könige war hiemit die erste, frischeste Freude an 
seinem Unternehmen bereits verdorben. Indessen schritt man 
eifrig vorwärts, um dem Fürsten Schwarzenberg statt des 
Entwurfs möglichst bald ein fertiges Werk vorzulegen. Der 
leitende Gedanke des Königs war jetzt wie früher das Princip 
der Vereinbarung; wie sehr er auch auf allgemeinen Beitritt
	        
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