Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

1849 Schwarzenberg's Pläne. 353 
war gelassenes Muthes der von Schwarzenberg hingeworfene 
Handschuh, soll man sagen, ausgenommen oder ignorirt? 
Wenn übrigens Fürst Schwarzenberg die alte Bundes- 
verfassung zur Stütze seiner Polemik gegen Preußen ge- 
nommen hatte, so war er doch weit entfernt davon, seine 
eigenen Pläne für Deutschlands Zukunft auf diesem Boden 
auferbauen zu wollen. Vielmehr waren seine Entwürfe für 
eine gründliche Neugestaltung des Bundes, wie wir sie früher 
aus seiner Correspondenz mit Berlin und Frankfurt kennen 
gelernt haben, in allen Beziehungen unverändert: Eintritt 
Gesammtösterreichs sowohl in den deutschen Bund als in den 
preußischen Zollverein, Ersetzung des Bundestags durch ein 
siebenköpfiges Directorium (OÖsterreich, Preußen, die vier 
Mittelstaaten, die beiden Hessen), Erforderniß der Einstimmig- 
keit nur bei Verfassungsänderungen, Wegfall jeder Volks- 
vertretung beim Bunde, Zertheilung Deutschlands in sechs 
Kreise, ein jeder unter der Leitung eines königlichen Kreis- 
obersten. Im Einzelnen waren darüber schwerlich schon feste 
Beschlüsse gefaßt; nur so viel erfuhr der preußische Gesandte 
in Wien, daß man dort sehr ärgerlich über die eben ein- 
getretene Erwerbung Hohenzollerns und damit eines in Süd- 
deutschland vorgeschobenen Postens durch Preußen war; um 
so weniger dürfe man bei der künftigen Kreiseintheilung 
Preußen auch an der Nordsee festen Fuß fassen lassen und 
ihm höchstens Mecklenburg oder Anhalt zuweisen; es sei 
wichtig, neben ihm Hannover durch die Annexion von Olden- 
burg und Braunschweig zu einem starken Nordseereiche zu 
erweitern. Den Mittelstaaten waren diese Vorstellungen 
natürlich äußerst angenehm. Über Schwarzenberg's energische 
Einsprache gegen den preußischen Bundesstaat waren sie 
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches. I. 23
	        
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